Ein Tribut an Idole und sich selbst ist das hier: Der omnipräsente Joe Bonamassa beeindruckte jüngst mit einem intensiven "Spätwerk" (verhältnismäßig angesichts seiner immer-noch Jugend) aus dem Studio und live durch eher distanziert unterkühlte Darbietungen, die abgesehen von instrumentalem Feuerwerk eher enttäuschten - jetzt kommt mit „Live At The Greek Theatre“ eine Eloge auf Albert King, B.B. King und Freddie King heraus. Wer am Ende der eigentliche King ist, dürfte klar sein.
Der letzte Auftritt des Künstlers in Los Angeles im Rahmen seiner 2015er US-Tournee unter dem Hommagen-Motto wurde für diese wie üblich als Komplettpaket (CDs, LPs, DVDs, Blu-rays) angebotene Veröffentlichung mitgeschnitten, Boni und "Behind the Scenes" selbstredend inklusive, wenn man tiefer ins Portemonnaie greift. Mit dabei: ein Gespräch mit Joes Eltern über ihren Jungen, das offizielle Video zu "Riding With The Kings" und eine Fotogalerie, also mindestens gehobener Durchschnitt, was Extras betrifft.
Der Hauptteil nimmt nachgerade Varieté-Dimensionen an: Bonamassa präsentiert das Werk seiner Vorbilder in Bausch und Bogen, weitestgehend Swing Blues im alten Stil, bloß hübsch für die Neuzeit aufgemöbelt und vermutlich souveräner gespielt als von den Originalen - Emulation bis zum Gehtnichtmehr, eine geradezu unangenehme Authentizität, wenn man so möchte, aber die Menge geht steil, und wäre man dabeigewesen, hätte man nichts weniger getan.
Ferner darf man Joe beim häufigen Gitarrenwechseln zusehen und erfährt generell Abwechslung, weil die Band immerhin aus elf Mitgliedern besteht. Dennoch wurde „Live At The Greek Theatre“ so klug geschnitten und produziert, dass einem nicht schwindlig wird, und Bild wie Ton sind freilich über jegliche Zweifel erhaben.
Joe frühstück offensichtlichte Standards ("The Thrill Is Gone" vom ebenfalls im letzten Jahr verstorbenen Mentor B.B.) wie Stücke aus der zweiten Reihe des Schaffens des ikonenhaften Trios ab.
Ob es dessen Sinne ist, ihre Kunst zu solchen Massenevents zu machen wie diesem, sei dahingestellt.
FAZIT: Bonamassa, wie man ihn kennt, im Guten wie Schlechten grandios und nahezu perfekt, was Show und Spiel angeht. Dank eingeschworener Kernband und bewährte Produktionsteam brennt auch bei dieser audiovisuellen Vollbedienung zum Thema Blues-Roots nichts an.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2016
Michael Rhodes
Joe Bonamassa, Mahalia Barnes, Jade MacRae, Juanita Tippins
Kirk Fletcher, Joe Bonamassa
Reese Wynans
Anton Fig
Lee Thornburg (Trompete, Bläserarrangements), Paulie Cerra (Saxofon), Nick Lane (Posaune)
Mascot / Provogue
ca. 196 Min.
23.09.2016