Joey Alexander ist Jahrgang 2003 (!) und wurde auf der Insel Bali geboren. Das macht den Jazz des Klavier-Wunderknaben nicht unbedingt exotisch, aber für sein Alter leistet er Atemberaubendes. Gemeinsam mit renommierten Instrumentalisten der Szene hat er ein Album eingespielt, das neben drei Eigenkompositionen, die eine Menge Potenzial andeuten, zahlreiche Stücke aus fremder Feder enthält, deren Wahl nicht immer nahelag … ein Zeugnis von musikgeschichtlichen Kenntnissen, die man so nicht von einem Jungspund erwarten würde.
Neben Hancocks "Maiden Voyage" (zwölf Minuten! Chris Potter ist übrigens mit an Bord) und dem Coltrane-Titelstück "Countdown" überraschen Charlie Chaplins "Smile" und "For Wee Folks" als neuerer Beitrag aus dem Fundus von Saxofon-Ikone Wynton Marsalis. Thelonius Monk ist generell eine Königsdiziplin, egal welches Werk des Exzentrikers heranzieht, doch Alexander meistert es fast erschreckend souverän - in diesem Fall "Criss Cross", ein rhythmischer Querschläger ohnegleichen.
Nach seinem Debüt "My Favorite Things" mutet diese Platte runder, eher in sich geschlossen an, was bei so vielen unterschiedlichen Bearbeitungen eine Menge heißen mag. Als traumschönen Anspieltipp empfiehlt der Rezensent "Chelsea Bridge" von Billy Strayhorne, dem Alexander zu verschmitztem Schmelz verhilft, falls dies keinen Widerspruch in sich darstellt.
FAZIT: Der 13-jährige Josiah Alexander Silah dürfte in Zukunft viele Wörtchen mitreden, wenn es um Jazz und neue Impulse geht. "Countdown" bietet noch weitgehend Pflichterfüllung auf sagenhaft hohem Niveau, doch wir sind uns sicher, dass die hier angedeutete Handschrift bald eine ureigene Kennung tragen wird. Combo-Jazz vom Feinsten, das.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.09.2016
Motéma / Membran
61:12
16.09.2016