Hört man das Wort KABAK, denkt man wohl als erstes (Wenn man nicht richtig hinhört!) an die Döner-Bude um die Ecke oder ein lecker zubereitetes Kürbis-Gericht, vielleicht sogar noch an Halloween, aber nicht an eine Band aus der Schweiz, die sich „Kürbis“ nennt. Das wird sich natürlich nach dieser Kritik und dem bereits zweiten Album der Schweizer sofort ändern.
KABAK lieben die Nostalgie und den Punk mit postrockigen Beilagen. Darum bringen sie ihre Alben auch grundsätzlich als LP-Ausgaben heraus und vertreiben diese über ihre Homepage. Wer sich dann entscheidet, eines dieser schwarzen Goldstücke anzuschaffen, bekommt Musik geboten, in der das Punkige von SONIQ YOUTH auf die dunkle Seite eines NICK CAVE trifft und ein wenig mit der experimentelleren Seite von RADIOHEAD und dem Post Rock liebäugelt. Aber er muss auch damit leben, dass die Aufnahmen „typisch urpunkig“ deutlich zu dumpf und ziemlich schwammig abgemischt worden und der eine oder andere Ton, der erklingt, nicht immer mitten ins Schwarze wohlfeil abgestimmten Schönklangs trifft. Wahrscheinlich absichtliche Authentizität statt studiotechnischem Musiker-Stümpertums.
„Amatrice Cuir“ kombiniert dann sogar Country-Rhythmen, die aus einem alten Western-Schinken stammen könnten, mit Post-Rock-Elementen. Dazu haben KABAK auch gleich <a href="https://www.youtube.com/watch?v=IJFvWOMQY-E" rel="nofollow">ein professionelles Video</a> rausgehauen, das mir jedenfalls nicht sonderlich zusagt, weil ich Kinder mit Knarren in der Hand und in unnötigen Vampir-Horror-Szenen nicht ausstehen kann. Besonders dann, wenn solch abstruse Bilder in einem Musik-Video statt in einem Horror-Film rausgehauen werden. Auch die Story erschließt sich einem kaum. Vielleicht würde das anders aussehen, wenn der Gesang nicht - wie auf allen Titeln - in Französisch wäre. Wer der Sprache mächtig ist, könnte vielleicht auch ein paar Aussagen zu Inhalt und Qualität der Texte machen. Ich kann‘s leider nicht. Außer natürlich zum Sänger, der die Lyrics relativ rau und mit angenehmer, ziemlich entspannter Stimme vorträgt, die aber besonders wirkungsvoll in „Pantois“ rüberkommt, dem psychedelischsten Song des Albums, welcher etwas von einem berauschten Trip hat. Wer brutalen Gesang, permanente Wechsel der Stimmlagen oder gar Schreien und Growlen erwartet, der wird mit „Avu“ nicht glücklich.
Diejenigen aber, denen der Punk der frühen CLASH-Jahre, als sie die Bühnen der Welt eroberten, aber noch nicht so ein hervorragend konzipiertes Konzept-Album wie „Sandinista“ auf die Welt losließen, zusagt, die werden mit „Avu“ ein wenig in der Nostalgie der längst vergangenen Punk-Äa schwelgen können.
FAZIT: Neben den SMASHING PUMPKINS gibt‘s mit KABAK nun eine weitere Band, die auf Kürbisse schwört. Wie‘s scheint, die ideale Frucht für rockige Punk-Rhythmen, die sich zwar nicht durch Eintönigkeit auszeichnen, dafür aber ziemlich dumpf, rotzig und manchmal „unperfekt“ rüberkommen.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.01.2016
Sam Morard, Jerome Clavien
Gilles Mauron
Gilles, Mauron, Sam Morard, Lionel Gaillard
Jerome Klavien
Fred Magnenat
Eigenvertrieb / Domino Media Group
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25.09.2015