Schwierige Sache für den Rezensenten: Er fand eigentlich nur die ersten beiden KAMELOT-Alben mit Fabelstimme Mark Vanderbilt reizvoll, danach war der von den wohlgemerkt tollen CONCEPTION abgewanderte Roy Khan einfach nicht die richtige Wahl. Die Band klang auf ihren ersten beiden Alben mit ihm noch zu behäbig und irgendwie aussagelos, ehe sie over the top ging und RHAPSODY in Sachen Theatralik wie Großspurigkeit Konkurrenz machte. Auch wenn sie heute ein Big Player in Sachen Symphonic Epic Bla-Bla sind, lassen sie zumindest diesen Hörer kalt.
Sei's drum, Noise stellen hiermit Werke zusammen, die unter ihrer Ägide auf den Markt kamen. Die ersten acht Stücke stammen aus der Phase Vanderbilt, also von den Scheiben "Eternity" und "Dominion". Sie kamen in einer Zeit heraus, als klassischer US Metal ein Schattendasein fristete, und waren Labsal auf die Seelen von Traditionalisten, haben aber bis heute nichts von ihrer Schönheit eingebüßt. Beide sind insgesamt sehr zu empfehlen und atmen das Mystische der frühen CRIMSON GLORY, wobei der Vergleich des Frontmannes mit deren Sirene Midnight im Grunde zu kurz gegriffen war.
Auf Kahns Einstand "Siége Perilous" (in Hinblick auf den französischen "accent" übrigens falsch geschrieben, der Titel) folgten die vier Stücke, die auf "Best Of" Schlag auf Schlag kommen, ebenfalls aufeinander und unterstreichen wohl ungewollterweise den plätschernden Flow jener Platte, deren Höhepunkt der nicht enthaltene Instrumental-Abschluss "Siege" war, in dem CONCEPTIONs Tore Østby an der akustischen Gitarre zu hören ist. Vom Nachfolger "The Fourth Legacy" verbrät man gleich fünf Track, darunter gleich zwei Instrumentals, obwohl der Norweger mittlerweile besser integriert war.
Nachdem unverständlicherweise die Vanderbilt-Nummer "We Are Not Separate" eingeschoben wird, kommen drei "Karma"-Tracks, wobei auf die abschließende Trilogie "Elizabeth" - das eigentliche Highlight von KAMELOTs fünftem Album, verzichtet wurde. Dass den Abschluss vier Auszüge aus "Epica" bilden, ist insofern unglücklich, als es das erste Konzeptwerk (über den "Faust"-Stoff) der Band war und zwingend mit seinem Nachfolger "Black Halo" (2005) rezipiert werden sollte, der dann aber nicht mehr über Noise kam. Ungeachtet dessen ist die Platte den heutigen Erzeugnissen von Thom Youngblood und Co. am nächsten - klangliche Opulenz und Gastbeitrag von Mari inklusive, der Ehefrau des Bandkopfes.
Trotz aller Kritik - Japan-Bonustracks wären etwa auch nett gewesen - ein okayes Ding mit …
FAZIT: … 26 Songs von KAMELOT, die den Weg der Band hin zur Bombast-Kapazität mit nur noch vagem Classic-Metal-Bezug nachzeichnen. Puristen bleiben bei den ersten beiden Scheiben, alle anderen erhalten mit dieser durchaus sinnvollen Compilation einen Kaufberater zur Hand, wenn es um die Band geht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.05.2016
BMG / Noise / Rough Trade
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13.05.2016