Auf ihrem zweiten Album gelingt KAPITAN KORSAKOV der Kniff, kantigen Noise Rock mit massentauglichen Hooks zu verbinden, wie es etwa auch die Kollegen von METZ schaffen. Dass die Belgier zur Aufnahme ihres aktuellen Materials nach Chicago geflogen sind, um sich von Produzenten-Guru Steve Albini unter die Arme greifen zu lassen, setzt "Physical Violence Is The Least Of My Priorities" die Krone auf.
Der Titel des Albums lässt sich ein Stück weit wörtlich begreifen, denn die Scheibe rappelt gewaltig, mutet dabei jedoch immerzu herzlich an. Frontmann Devos scheint die Welt als gebrochener Charakter umarmen zu wollen, ob er nun erdig knattert oder seine leicht jammernde Stimme mit Effekten behaftet wie in 'Suicide Limp', einem der wenigen sperrigen Tracks der Platte.
Oft gehen KAPITAN KORSAKOV relativ straight und treibend vor, nicht nur im gediegenen Opener, sondern auch im weiteren Verlauf (höre das finstere 'Strobo Stripper'), und setzen dabei ansprechende Kontrastpunkte wie das kratzige Instrumental 'Physical Violence Is The Least Of My Priorities', dem eine unverhoffte Klavierballade folgt, komplett mit flirrenden Post-Rock-Gitarrenschlieren. Was das angeht, bleibt das Trio herrlich unvorhersehbar.
Am Ende gewinnt man vor allem einen Eindruck. Hätte Omar Rodridguez-Lopez gegen Ende des Daseins von THE MARS VOLTA gewusst, wie man auf den Punkt kommt, wäre vielleicht solche Musik herausgekommen.
FAZIT: KAPITAN KORSAKOVs Neue lässt sich prima mit dem Quasi-Comeback der PIXIES verhaften. Noise Rock (was ist das eigentlich? Man kann es benennen, aber nicht beschreiben) bleibt Nischenmucke, doch in diesem Winkel ist es momentan mit kaum einer Scheibe so heimelig wie mit "Physical Violence Is The Least Of My Priorities".
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.11.2016
Pieter Van Mullem
Pieter-Paul Devos
Pieter-Paul Devos
Sigfried Burroughs
Sigfried Burroughs
KKK / GoodToGo / Rough Trade
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04.11.2016