Hundekuchen kennt jeder, wer aber kennt Katzenkekse?
Wenn‘s um KATZE COOKIE geht, darf man jedenfalls nicht mit dem Magen, sondern muss mit den Ohren denken. Und in dem Falle bekommt man eine wilde Mischung aus Funk und Elektronik genauso um die Ohren gehauen wie NDW-Beats aus den 80er Jahren, als man sich noch mit IDEALen blauen Augen auf die Suche nach Eisbären im kalten Polar der GRAUZONE begab und dabei den RHEINGOLDigen Dreiklangdimensionen begegnete. Das hatte schon damals irgendwas, auch wenn man nie genau sagen konnte, was eigentlich.
Vielleicht war es das Neue, Verrückte, Provokante?!
All das können wir auch auf der „Wüstenbrand EP“ von KATZE COOKIE hören, die sich über die musikalische Katzenklappe unserer Boxen einschleicht und mal zart ankuschelt, aber ganz schnell auch die Krallen ausfahren und zuschlagen oder kratzen kann. Doch statt zu fliehen, müssen wir einfach nur wild um sie herumtanzen und schon ist sie wieder erfreut und miaut im Rhythmus der chinesischen Sängerin SANDRA HER dazu, die zum Glück nicht jault oder faucht, sondern schnurrt und angenehme Töne von sich gibt.
Der Gitarrist SASCHA LITTEK von der progressiven Metal-Band FINAL DECAY, der wohl so gesehen der deutsche COOKIE zur chinesischen KATZE ist, kann dagegen schon mal richtig die brettharte E-Gitarren-Sau raus- und dann ganz schnell das Akustik-Gitarren-Mäuschen auftauchen lassen, bis sich sogar mal eine Punk-Walze den Weg durch die elektronischen Dance-Nebelschwaden bahnt und alles unter sich begräbt, während es tatsächlich in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=swihNNmWtug" rel="nofollow">„One Second To Stay“</a> über die „Sounds Of Silence“ singt, sie uns in der Musik aber nicht präsentiert. Das dürfen gerne SIMON & GARFUNKEL für sich in Anspruch nehmen, die KATZE COOKIE steht mehr auf die treibenden Rhythmen, die einen schneller auf dieser Vinyl-EP gefangennehmen, als man es bei den wild-verstörenden, vor Elektronik triefenden Beats anfangs erwartet.
Die ungewöhnliche Mixtur, welche selbst bei metallischen Gitarren, wie in <a href="https://www.youtube.com/watch?v=biP1i6T_kAQ" rel="nofollow">„Losing The Key“</a>, unerbittlich drauflosfeuert, macht es eben aus. Genau diese Mixtur stimmt auch darum, weil in ihr Melodien, die Ohrwurmcharakter haben und Chorgesänge, die sich zu Hymnen erheben, schlummern.
Leider weist die Produktion des Albums etwas zu viel Höhen und zu wenig Bässe auf, wogegen sie im positiven Sinne sehr schöne Stereo-Effekte anbietet, welche ja gerade für das schwarze Klang-Gold namens Vinyl so wichtig sind. Hier ist allerdings noch Luft nach oben auf dem Katzen-Kratz-Baum der musikalischen Glückseligkeit.
FAZIT: Kunterbunt sind die Noten und Rhythmen der KATZE COOKIE, die sich im tanzbaren Elektro-New-Wave der in einer kuschelig eingehüllten (gefütterte Innenhülle) Vinyl-„Wüstenbrand EP“ nur so tummeln und bei so viel Ideenvielfalt es locker auch auf LP-Umfang hätten bringen können. Ein erfrischend modernes Musikerlebnis, das sich auch in den (oft von vielen so verfluchten) 80er-Jahren verdammt wohl gefühlt hätte. So klingt‘s, wenn zartes Schmusekätzchen auf elektronischen Stubentiger und metallisch streunende Straßenkatze trifft.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.06.2016
Sascha Littek
Sandra Her
Sascha Littek
Funk-O-Tronic Records
27:33
30.10.2015