LINGUA NADA sind eine Band, die einen mit ihrer zweiten Veröffentlichung <a href="https://www.youtube.com/watch?v=Z0VE8Y8A4dY" rel="nofollow">„Shapeshift“</a> zuallererst vor Rätsel stellen. Auf ihrer LP findet man nicht einen Titelnamen, dafür seltsam kryptisch verschlüsselte Symbole, auf denen Smileys, Kreuze, Bomben, Disketten (Falls die noch jemand kennen sollte!), Hände und vieles mehr zu finden sind. Im Inneren dieser - mit einem ebenso eigenartig gestalteten Coverbild - EP erwartet einen dann eine weitere Überraschung?!?! Darum gilt: Unbedingt dieses blaue Vinyl besorgen!
Doch beginnen wir mit einem kurzen Rückblick.
Am 30. Oktober 2015 traten in Leipzig die Schweizer NAVEL auf, die Grunge im allerbesten NIRVANA-Stil bieten. Als Vorband war „Girl Band“ geplant, die aber aus Krankheitsgründen kurzfristig absagen mussten – und damit kamen die Leipziger LINGUA NADA ins Spiel, die sofort ihre männliche Bereitschaft als Ersatz für die weiblichen Weh-Wehchen anboten. Folgendermaßen wurden sie angekündigt:
„Die derzeit geilste, heißeste und attraktivste Progressive-emo-math-porn-surf-punk-postrock-Kapelle der Stadt und wahrscheinlich sogar des Bundeslandes eröffnet für NAVEL.“
Und diese Ankündigung passt genau auf das, was uns hinter dem blauen Vinyl oder (nur) dem Download der aktuellen „Shapeshift“-EP erwartet.
Ein gutes Jahr später also folgt ihrer ersten EP „Goodbye Ally Airships“ aus dem Jahr 2014, die sehr postrockig ausgerichtet war und besonders durch <a href="https://www.youtube.com/watch?v=tG3dSFhDaTQ" rel="nofollow">„Departures“</a> zu begeistern wusste, die EP-Fortsetzung, welche wirklich genau in den bereits aufgeführten Musik-Stilen wildert und dabei einen verrückt anmutenden, lauten, noisy-verspielten, sehr komplex-abwechslungsreichen Musik-Mix bietet, der eigentlich für ein Doppel-Album reichen müsste, aber auf eine knapp 20minutige Vinyl-EP gezwängt wurde.
Und das ist zugleich die Crux an „Shapeshift“ - einem symbolhaft-mythischem Math- und Sonstwas-Rock-Album, das Stimmungen aufgreift, sie kurz anklingen lässt und dann schnell zu der nächsten Stimmung wechselt. Kaum gefällt einem etwas, muss er sich schon wieder auf die nächste Musik-Quadratur des blau kreisenden Vinyls einlassen.
Schon der erste Song <a href="https://www.youtube.com/watch?v=DBytejTbw0U" rel="nofollow">„50 Cent“</a> weckt sofort beim Hören Neugier und auch Begeisterung, aber nach noch nicht einmal zwei Minuten war‘s das gewesen, damit „Ultimate Black Metal“ genau mit dem brachial loskrachen kann, was es mit seinem Titel ankündigt, wobei wir dann mit „Death Metal Shitcan“ echt verarscht werden, denn dieser Song hat mit Death Metal nur wenig, dafür mit einer Kombination aus Indie-Pop und druckvollem Punk deutlich mehr zu tun.
Die B-Seite der blauen Plattenschönheit vereinet akustische Gitarren mit Shoegaze-Krach und psychedelischen Sound-Effekten samt Geblubber und Space-Rock-Gewaber. Aber auch der Post-Rock kommt in diesem Stück aus gerade einmal dreieinhalb Minuten nicht zu kurz. Dem „Beach Of Douchebags“ folgt der schreiende „Naphead“ mit Fuzz-Gitarren und jammernden Synthies. Wirklich verrückt, was auf dem Album, das völlig zurecht übersetzt „Formverschiebung“ heißt, passiert. Und was dann musikalisch Verrücktes auf dem letzten Song geschieht, bleibt dem Kritiker vorbehalten, denn wer sich LINGUA NADA nicht einmal selber anhört, der braucht sich nicht zu wundern, wenn er einer von den vielen Gehör- (Ääähhhh!) Ahnungslosen bleibt, dem laut Promo-Begleitblatt der „musikalische Mittelfinger um alle Genre- oder Szene-Grenzen aufzulösen“ gezeigt wird.
FAZIT: Der musikalische Werwolf (Bitte genau das Cover beachten!) kommt mitten aus Leipzig und macht eine Musik, die sich über alle Genre-Grenzen hinwegsetzt, dafür Math-, Post-, Space- & Prog-Rock gemeinsam mit Indie-Pop, Hardcore, Shoegaze und Psyche sowie Garage & Punk in einen Mixer wirft und den Knopf drückt!
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.11.2016
David Bayer
Adam Lenox Jr., John Babenschneider
Michel Geyer, Adam Lenox Jr.
Adam Lenox Jr.
John Babenschneider
Lala Schallplatten/Broken Silence
19:17
18.11.2016