Der Künstler mit dem Nom de Guerre Long Tall Jefferson ist ein Welten- oder zumindest Europabummler, tingelte er doch im Laufe seines noch jungen Lebens zum Wohnen bereits durch Deutschland, die Schweiz und Belgien. Daraus schöpfte er vermutlich für die Songs dieses sonderbarerweise sehr amerikanisch klingenden Albums, das trotz seines minimalistischen Klangbildes keine Wünsche bei Folk-Freunden offenlässt.
Eine jugendlich fragile Stimme (Conor Oberst sagt quasi Hallo, höre das gehauchte 'Bad Day'), die relativ unspektakulär gezupfte Akustikgitarre und eine auf ebenjenes Organ zugeschnittene Produktion zeichnen "I Want My Honey Back" zuforderst aus. Die Kompositionen an sich treten dabei fast in den Hintergrund, auch wenn sie wiederum nicht nur Makulatur sind. Long Tall Jefferson mag sich mitunter zwar aus dem US-Folk-Setzkasten bedienen, hat aber nicht zuletzt aufgrund seiner Lebenserfahrung genug zu sagen, um die Verwendung dieses abgegriffenen Mediums auf ziemlich unoriginelle Weise zu rechtfertigen.
Ungeachtet dessen überzeugen immerhin zumindest einige Songs selbst unter Vorbehalt, etwa das mit dezenten Bläsern angereicherte 'I Flew Into Town' oder das fast epische 'Westbound'. Die manchmal etwas schrägen Gesangsmelodien machen die Scheibe als ganze zudem sympathisch schrullig - so man als Traditionalist auf dergleichen steht.
FAZIT: Solo-Liedermacher nach amerikanischer Fasson, wenig eigenständig und trotzdem herzlich gemeint, darum also wohlwollend durchgewunken.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.10.2016
Analogsoul / Red Brick Chapel
34:29
28.10.2016