Skiffle-Ikone Lonnie Donegan hat nicht zuletzt die BEATLES beeinflusst und somit quasi den britischen Rock 'n' Roll im Alleingang geboren, wenn man es so salopp sagen darf. Dass er sich Mitte der 1970er mit der Hamburger Genre-Truppe LEINEMANN zusammentat, muss die Deutschen riesig gefreut haben, und die beiden aus diesem Schulterschluss hervorgegangenen Alben "Country "Roads" sowie "Lonnie Donegan Meets Leinemann" sprechen dahingehend eine deutliche Sprache.
Donegan starb 2002 vor einem Auftritt in der Londoner Royal Albert Hall an einem Herzinfarkt, doch zu einer Würdigung dieser kuriosen Fußnote der Rockgeschichte in Form einer zünftigen Wiederaufbereitung kommt es erst jetzt. Ulf Krüger von LEINEMANN versieht das klanglich aufgehübschte mit einigen bislang unveröffentlichten Boni, und MiG sorgen wie üblich für die opulente Aufmachung im Doppel-Digipak nebst informativem Booklet.
Der allgemeine Tenor beider Scheiben ist Frohsinn der eindeutig nicht seichten Art, was einige Texte auf inhaltlicher Ebene unterstreichen, während die generelle Virtuosität ('Leinemann's Potatoes' und 'Dixie Lily', um nur zwei Beispiele dafür zu nennen) das Ganze auf instrumentaler Ebene belegt.
Auf "Country Road" sind mehr schwelgerische Stücke vertreten, zuvorderst der eröffnende Titeltrack, dazu 'Dead Or Alive' oder 'Dublin O'Shea', selbstverständlich inklusive Irish-Pub-Flair. Auf dem selbstbetitelten Album tun sich in diesem bedächtigen Stil in erster Linie 'Bottle Of Wine' und 'Becky Deen'.
Neben dem Signaturstück 'Rock Island Line' sticht bis heute die Slide-Freude 'Tops At Loving You' hervor, doch ehrlich gesagt ist diese schrullige Proto-Rock-Spielart derart zeitlos, dass der ganze Reigen ohne Ausfälle funktioniert - nicht nur bei Partys, spleenig Heiteres wie 'Does Your Chewing Gum Lose Its Flavour' oder 'Casey's Last Ride' hin oder her.
Die Zubrote in Form von Coverversionen und einer fürchterlichen Techno-Dancefloor-Version von 'Rock Island Line' sind tatsächlich "nur" charmante Füllsel dieser empfehlenswerten Liebhaber-Geschichte.
FAZIT: Skiffle-Unterricht gefällig? Hier erhält man ihn in gebündelter Form, hübsch aufgemacht und klanglich hervorragend restauriert (mal den Kopfhörer benutzen, da gibt's ein paar coole Stereo-Effekte).
Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.10.2016
MiG / Indigo
38:12 + 53:52
30.09.2016