„Britpop! Irgend jemand Britpop?“ Nein, keine Bange, es geht nicht wieder mit einem Verkaufsgespräch los. Alleine schon, weil hinter LOOK PARK der Amerikaner Chris Collingwood steckt, der einer möglichen Neuauflage der FOUNTAINS OF WAYNE ein Art Solo-Werk vorgezogen hat. Dessen Bezüge, wie schon bei FOW, allerdings weit in britisches Terrain reichen.
Die Songs des Albums verbindet mit Collingwoods früherer Band, dass sie immer noch Pop(-Geschichte) zelebrieren und ordentlich Power haben, ohne dass es je zu einem übermäßigen Geschwindigkeitsrausch käme. Die Musik ist ernsthafter als früher, ein wenig trauriger und von berückender Eleganz. AZTEC CAMERA sind nicht fern und mehr noch Paddy McAloons Meister des sophisticated Poptraums PREFAB SPROUT („Crash That Piano“). Als Gestus, nicht als Plagiat.
Zudem kennt Collingwood keine Berührungsängste, lässt forsch und delektabel ein Mellotron aufspielen, mit Dank an die (frühen) MOODY BLUES. Dazu erzählt er mit leicht brüchiger, beschwingter Stimme seine kleinen nachdenklichen, wütenden und zärtlichen Geschichten. Die akustische Gitarre schrammelt, der Bass pluckert, der Schlagzeugeinsatz ist dezent, Klavier und das bereits genannte Mellotron sorgen für Stippvisiten in ewigen Erdbeerenfeldern.
LOOK PARK scheuen sich nicht davor zum Ringelreihen aufzufordern („You Can Come Round If You Want To“), um gleich danach chansonesk aufzuspielen, mit schwankendem Marschrhythmus und BEACH BOYS-Chor im Hintergrund. Als wäre man auf dem abseitigen Weg zu einer Gartenparty, veranstaltet von MOMUS.
Mit gut siebenunddreißig Minuten an frühe Vinylzeiten gemahnend, also ziemlich kurz. Irgendwie passend für diese feine Album, das daher flaniert kommt, als wäre es nichts Besonderes Trost zu spenden in schweren Stunden, man müsse nur nicht so viel Wirbel drum machen. Ein Seufzer reicht für die Trauer, ein flüchtiges Nicken fürs Sentiment. Natürlich wissen wir genau, dass viel mehr dahintersteckt. So ‘ne Lieder halt. Mit Mellotron.
FAZIT: Obwohl sich die Mittel gar nicht so sehr von denen, die FOUNTAINS OF WAYNE benutzen, unterscheiden, hat sich Chris Collingwood von seiner ehemaligen(?) Band emanzipiert. LOOK PARK haben Stil, ergreifende Melodien, die gewandt aber nicht glattgebügelt präsentiert werden. Das Schwere im Leichten zu entdecken, und die Leichtigkeit der Schwere zu entlocken, ist eine Kunst. LOOK PARK haben es mit ihrem Debüt geschafft. Mitchell Froom als Produzent und an den Tasten hat seinen Teil dazu beigetragen.
Kein Album, das mit seiner Größe oder Wucht erschlägt, sondern mit seinem einehmenden Wesen und gekonntem Understatement verführt. Den ein oder anderen ganz speziellen Gimmick gibt es noch obendrauf.
PS.: Auf „Shout Part 2“ warten wir noch ein bisschen…
Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.09.2016
Davey Faragher
Chris Collingwood, Mike Viola, Flora Reed & Philip Price
Chris Collingwood
Mitchell Froom
Michael Urbano
Yep Roc/H'art
37:16
22.07.2016