Mit ihrem vierten Album “Slave To The Machine” landeten diese Typen tatsächlich bei einem Major, doch außer ihrer angestammten Szene dürfte das niemand mitbekommen haben. Auch für diesen Schreiber sind LYNAM nur ein Name unter vielen, doch ihr Stil lässt sich leicht fassen - sogar optisch, wenn man sich ihre Releases bis daton ansieht. Bei "Half Way To Hell" handelt es sich um ebendiese EP sowie ausgesuchte Songs der ersten fünf Veröffentlichungen der Band aus Alabama, also sechs plus jeweils einer aus unterschiedlichen Perioden, wobei sich der Stil von LYNAM nie großartig gewandelt hat.
Geboten wird gitarrensatter Hardrock mit prägnanter Leadstimme und modernem Anstrich, aber dennoch leicht antiquierter Haarspray-Note, die sich an Arena-Refrains und Gröl-Chören bei gleichzeitig hohem Hymnenfaktor festmachen lässt. Das halb treibende, halb schleppende Titelstück klingt nach weniger sumpfigen BLACK LABEL SOCIETY mit besserem Gesang und drängt sich geradezu fürs US-Rockradio auf.
Das macht LYNAM bis zu einem gewissen Grad identitätslos weil ihre dem gängigen Vierminuten-Format entsprechenden Tracks auch von mehreren anderen Bands stammen könnten ('Save My Soul' kommt daher wie ALTER BRIDGE light) und die Balladen wie so oft die Schwachstellen sind, wozu man nur 'Just Say Anything' anführen muss. Das melancholische und letztlich doch erhebende 'Tanis' sowie der finale Antreiber 'Is This A Heartbreak Or A Loaded Gun' machen das Ding hintenraus noch einmal ganz stark.
FAZIT: US-Hardrock der zeitgenössischen Art mit alten Tugenden. Kann man haben, auch wenn LYNAM wenig originell sind. Rechtfertigt ihr langer Atem ihre Daseinsberechtigung? Definitiv. SIXX:AM sind aktuell beispielsweise nicht unbedingt besser oder schlechter.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.10.2016
Mark Dzier
Jacob Bunton, Lonny Paul
Jacob Bunton, Lonny Paul
David Lynam
Pride & Joy / Edel
37:18
09.09.2016