Weltuntergangs-Konzeptalbum zum Zigsten, und die ausgewählte Ausdrucksform lautet melodischer Death Metal … MARTYRION gemahnen rein musikalisch ganz derbe an Schweden in den Endneunzigern und machen sich eingedenk ihrer Thematik zum nostalgischen Gesamtkunstwerk.
Na ja, kunstvoll lässt sich die Aufmachung dieses Albums zwar nicht nennen, aber es handelt sich eben um eine Untergrund-Veröffentlichung im wahrsten Sinn des Wortes, bloß dass die Musik nicht untergründig schlecht ist. Ein bescheidener Sound deckt sich mit dem miesen Eindruck, den das Layout des Jewelcase gleich zu Beginn geweckt hat, zieht die Kompositionen aber nur geringfügig in Zweifel.
Sachen wie das hübsch harmonisch hoppelnde 'Genozenith' oder das walzende 'The Calm After The Storm' zeugen ebenso von bewanderten Liedschreibern wie der Melancholische Doppelschlag, den 'What We Leave Behind'/'We Are Only Human' darstellt. Frontmann David klingt manchmal übrigens wie NIGHT-IN-GALES-Shouter Björn Gooßes, aber das sei nur nebenbei und als Lob angemerkt.
Es ist eines der wenigen Elemente in MARTYRIONs Sound, der Charakter hervorkehrt, denn die Kölner klingen halt im Guten wie Schlechten wie schon einmal (mehr als das) gehört, und sei es leicht schwarzmetallisch in 'From Reality Into Fear', das mit bemüht wirkendem Klargesang nicht unbedingt zu den hervorragenden Leistungen dieser dennoch hoffnungsvollen Combo gehört.
'With My Eyes Unaffected' ist als Bonustrack aufgeführt, gehört aber strenggenommen zu den Höhepunkten dieser engagierten Underground-Platte. Macht live bestimmt Spaß, die Band.
FAZIT: Death Metal Marke Skandinavien, ein kleiner Anachronismus, der uns 20 Jahre zurückversetzt, nichts mehr und nichts weniger
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.11.2016
Hendrik Franke
David Schäfer
Felix Lüpke, Marian Freye
Jannik Bauer
Boersma / Soulfood
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04.11.2016