Tja, bei Space Rockern kann ein "Intro" durchaus fast fünf Minuten dauern … so geschehen auf dem neuen und wie schon das Debüt geilen Longplayer der Russen MAAT LANDER, die auf unseren Seiten schon fabelhaft weggekommen sind. "Dissolved In The Universe" verbindet wie die Besetzung das Beste von THE RE-STONEDs Rock und VESPEROS Psychedelic zu einem überragenden, natürlich proggigen und ausschweifenden Ganzen.
Im nahezu klassischen Trio-Sound geht es dort weiter, wo MAAT LANDER 2015 begonnen haben, nämlich bei durch Violining stehengelassene Gitarrentönen, die von allen Seiten auf den Hörer zu drängen scheinen, und verhalten zischendem Synthesizer. Nach einem Drittel von "The Comet Rider" nimmt das Treiben Fahrt auf, wobei man sich den generellen Groove der Band ungefähr auf OZRIC TENTACLES gebürstet vorstellen kann. Sicherlich behält sie einen steten Puls bei, agiert jedoch keinesfalls statisch.
Das elfminütige "To Johannes Kepler" fällt mit langen TANGERINE-DREAM oder Klaus-Schulze-Gedächtnis-Parts vergleichsweise monoton aus, wobei hier wie anderswo der Reiz in den minimalen Variationen über eine ausgedehnte Spielzeit hinweg liegt. Auch "Aquarius" baut sich bedächtig auf, vollzieht aber eine farbenfrohere Entwicklung zum swingenden und schmatzenden Gitarrenfest, zu dessen Ende hin die Fedotov-Brüder rhythmisch zeigen dürfen, was sie drauf haben. Lipkins Licks hingegen besitzen hier das größte Ohrwurmpotenzial.
Selbiges erreichen MAAT LANDER mit Alnilam nicht mehr; der Track zählt zu den für die Stilistik fast schon obligatorischen Schwenks in den Orient - verschlungene Melodik, "exotische" Percussion und ein eher hypnotischer Gesamtcharakter machen ihn zu einem weiteren bunten Tupfer auf der Platte, wobei das hibbelige, vergleichsweise düstere Ende überrascht. Die dynamische Produktion kommt den zahlreichen Laut-leise-Sprüngen zugute.
Das Finale "Space Scum" - der zweitkürzeste Song mit ungefähr sechs Minuten - rockt hingegen vorwiegend laut, wenngleich gerade der dank prominentem Bass wippende Mittelteil seinen Höhepunkt markiert. Anhand dieses Stücks kann man sich die Live-Qualitäten der Band am besten vorstellen … Jetzt bitte in hiesigen Gefilden spielen: Roadburn? Herzberg? Wir würden uns freuen.
FAZIT: Space Rock, Kraut und Psych vom Feinsten - einmal mehr steht die russische Elite für Qualität, denn MAAT LANDERs neues Album lässt niemanden an sich vorbei, der auch nur mit einem Ohr in diese Stile hineinhört. Die liebevolle LP-Aufmachung des rührigen deutschen Labels sei noch einmal gesondert hervorgehoben.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.02.2016
Ark Fedotov
Ilya Lipkin
Ark Fedotov
Ivan Fedotov
Clostridium
46:11
22.01.2016