MAGGERS UNITED kommen aus Hamburg, haben sich als Stamm-Support für LOTTO KING KARL treue Fans, vor allem in und um die Hansestadt und deren Fußballverein, aber auch deutschlandweit, erspielt. Es läuft gut, Zusammenarbeit unter Anderem mit CARSTEN PAPE und TIM MÄLZER, drei EPs, eine Live-DVD, vier Alben, jetzt also Nummer fünf.
<a href="https://www.youtube.com/watch?v=BJISNFRtwqo" rel="nofollow">„Schnaps, Zorn und Zweifel“</a> - das klingt interessant. Unkonventionell, verschroben, energiegeladen. Erinnert an WANDA und ihr „Ich Will Schnaps“. Aber nein.
Am Ende ist es doch eher „Schmalz, Mimimi und Heididei“, nichtssagender Radiorock, der von einer Plattitüde zu nächsten hechtet.
Thematisch arbeiten sich die Hamburger systematisch am Stammtisch entlang: „Bloß nichts sagen/Weil sie uns jedes Wort im Mund umdrehen“ („Bitte Nicht Stören“). Die ominösen „Sie“, die dem armen kleinen Mann das Wort im Munde umdrehen. Seufz. Jaja.
In diese Liga gehört auch „Durch Die Wand“, das es wie Loriots „Bundestagsrede“ schafft, dreieinhalb Minuten mit leeren Phrasen zu füllen: „Wenn wir hier was verändern/Bleibt die Frage stehen, was wenn dann./Wann hört es auf, wann fängt es endlich an?“
Jaa, was wenn dann! Das ist doch hier die Frage, meine Damen und Herren!
Natürlich darf das große Thema des Lebens auch nicht fehlen: Die Liebe. „Zeig mir den Weg zu dir/Warum warte ich noch hier“? („Wann Fängst Du An?“) oder „Die Sonne scheint jetzt schon den ganzen Tag/Ich glaub heute wird‘s geschehen/Höchstens 20 Prozent Niederschlag/Die Hormone sind am Durchdrehen“ (Lass Mich Dein Sommer Sein“) oder „Wir lieben das Feuer und den Schmerz/Die Sehnsucht, gebrochenes Herz“ (Sag‘s Mir Nicht“). Glattgebügelte Arrangements mit Texten, die platter sind als der Hamburger Dialekt und ungefähr so viel street credibility haben wie DIE AMIGOS – wer braucht das?
Und was machen die VEREINIGTEN MAGGERS („breitbeiniger Kerl, der auf dicke Hose macht“) am Wochenende? Richtöööög! Feiern!
„Immer wenn ich morgens schlafen geh/Tun mir meine Füße weh/Denn ich tanz, ich tanz, ich tanz… (mit dir die ganze Nacht)“. Es gibt ein bayrisches Volkslied namens „Wenn i vo da Stanz hoam geh“, das ungefähr den gleichen Inhalt, aber zehnmal mehr Unterhaltungswert hat. Hey, wir brauchen noch was Fetziges! Was übers Saufen! „Hackenkackendicht-Hackenkackendicht-Hackenkackendicht“ - wahrscheinlich sollte diese Rezension in ebenjenem Zustand geschrieben werden, um the sheer epic greatness dieses platten Oktoberfest-Refrains zu erfassen.
Den absoluten Tiefpunkt erreichen die Hamburger dann mit einer Akustikballade an ihre Stadt, die sich wie ein ausgelutschter Kaugummi über vier Minuten zieht: „Ohhhh – Wir sind in Hamburg“ - ich Gott sei Dank nicht.
Es ist nicht alles schlecht: Mit „Lassen Sie Mich Durch“ zeigen sich MAGGERS UNITED wirklich ein wenig schnodderig-rotzig: „Lassen Sie mich durch – ich bin ein Arsch/Viel zu blöd zum Überlegen, doch Arsch zu sein macht Spaß“. „Sie Kommen Nie Zurück“ kommt zwar wieder eher aus der Herz-Schmerz-Ecke, trifft aber, sowohl textlich als auch musikalisch, einen zwar gefühlvollen, aber ehrlichen Ton.
Am Ende des Albums, wenn man schon ganz atemlos ist, wartet mit „Wir Sind Wieder Hier“ noch das letzte schlagerfeuchte Feuerwerk aus Endorphinen: „Das Feuer der Liebe/Ob du willst oder nicht/Die Leidenschaft ist geblieben/Und wir sind jetzt zurück“ Juhu.
FAZIT: Was sich da als hanseatisches Original verkaufen will, ist eine gesichtslose Zusammenstellung an Easy-Listening-Pop-Rock gepaart mit Texten, die die Musik auf denkbar schlechteste Weise widerspiegeln. Als Berieselung nebenbei erträglich, ansonsten eher was für Fans.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.09.2016
Boom
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23.09.2016