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Magrudergrind: II

Stil: Grindcore

Cover: Magrudergrind: II

In der Grind-Szene sind MAGRUDERGRIND eine Institution. Das amerikanische Trio hat sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als eine der besten Livebands der Szene erspielt und die Alben werden von Krachfetischisten verehrt. Auch das neueste Werk "II" wird da definitiv keine Ausnahme machen. Die basslose Band hämmert sich in schlanken 23 Minuten durch fünfzehn Grind-Eruptionen der höchsten Güteklasse, denen man besonders anrechnen muss, dass man trotz der Härte und der Kompromisslosigkeit im Vergleich zu Genrekollegen nie den Song aus den Augen verliert. Selbst dann nicht, wenn das Stück wie beispielsweise "War for Resources" unter der Ein-Minuten-Marke durchs Ziel geht.

Die Songlängen liegen insgesamt Grind-typisch irgendwo zwischen einer und zwei Minuten mit kleineren Ausreißern in beide Richtungen, wobei man besonders "Black Banner" hervorheben muss, das fast schon epische dreieinhalb Minuten aufweist. Der Genreexperte wird es sich bereits denken: MAGRUDERGRIND verwerten erneut auch ein paar andere Einflüsse. Klar, am Ende des Tages hat man hier zweifelsohne ein Grindcore-Werk vorliegen, aber im Vergleich zu früheren Veröffentlichungen wird öfter mal die Handbremse etwas angezogen (siehe das über weite Strecken im Midtempo gehaltene bereits erwähnte "Black Banner" oder den fast schon gemächlichen Part in "Unit 731") und der Metal-Einfluss wurde ebenfalls ein wenig hochgeschraubt. Gelegentlich streift man auch die Grenze zum Deathgrind wie MISERY INDEX ihn einst auf dem mächtigen "Retaliate" von der Leine ließen (man höre hierzu besonders "Hara-Kiri"). Auf der anderen Seite wird auch hier und da mal eine punkige Downbeat-Passage eingestreut. Besonders der Beginn von "II" ist allerdings Grind in Reinkultur - auf der höchsten Qualitätsstufe.

Dringend erwähnenswert ist auch der trockene aber doch voluminöse Sound, den Ikone Kurt Ballou dem Trio aus Washington, D.C. zurechtgemacht hat. "II" dröhnt ungemein aggressiv und rotzig aus den Boxen, dennoch geht kein Detail verloren. So und nicht anders sollte ein solches Werk klingen. Wirkliche Ruhepausen bietet das Album nicht, was bei der recht kurzen Spielzeit aber auch kaum nötig ist. Und der Abwechslung ist durch die bereits erwähnten Stil- beziehungsweise Tempoausreißer genüge getan.

FAZIT: Für Genre-Fans ist "II" Pflicht und das hat sicher auch niemand anders erwartet. Aber selbst für Leute, die bisher eher einen Bogen um Grind gemacht haben (der Verfasser ist auch mitnichten eingefleischter Experte, was Geheimtipps angeht), könnte das Album als Einstiegspunkt dienen. Dies liegt zum einen an der Songdienlichkeit des Materials, aber genau so auch an der Qualität und der im "vorgegebenen" Rahmen erstaunlichen Vielseitigkeit. Kritikpunkte? Zumindest keine nennenswerten. Daumen hoch, und wie.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.03.2016

Tracklist

  1. Imperium in Imperio
  2. Divine Dictation
  3. The Opportunist
  4. Relentless Hatred
  5. Sacrificial Hire
  6. War for Resources
  7. Black Banner
  8. Hara-Kiri
  9. Stale Affairs
  10. Regressive Agenda
  11. Incarceration State
  12. Unit 731
  13. Icaro
  14. Husayni / Handschar
  15. Pharmacide

Besetzung

  • Gesang

    Avi Kulawy

  • Gitarre

    R.J. Ober

  • Schlagzeug

    Casey Moore

Sonstiges

  • Label

    Relapse Records

  • Spieldauer

    23:32

  • Erscheinungsdatum

    12.02.2016

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