<b>„E2-E4-E-ternity!“</b> (Manuel Göttsching)
„‘E2-E4‘ ist 1981 zufällig entstanden“, gab MANUEL GÖTTSCHING in einem Interview für das Groove Magazin preis, und dass er das Stück in seinem Fluss leider unterbrechen musste, weil die fast sechzigminutige Laufzeit nicht auf eine LP-Seite passte.
Auch sollte es nie veröffentlicht werden.
Undenkbar!
Denn mit „E2-E4“ hat MANUEL GÖTTSCHING ausschließlich mit Electronics und Gitarre vor 35 Jahren ein Kunstwerk geschaffen, das heute nicht nur Legenden-Status besitzt, sondern auch einer Musik-Richtung zuvor kam, die den Club- und Musik-Markt revolutionierte: Techno!
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Unter dem Einfluss von PHILIP GLASS und STEVE REICH entstand „E2-E4“ - benannt nach einem Eröffnungszug beim Schach, worauf ja unübersehbar das Album-Cover hinweist, welches in hervorragender, gestanzter Qualität die 2016er LP-Ausgabe schmückt – und stellt zugleich die Vereinigung von Elektronik und Krautrock und dem bis dahin noch gar nicht existierenden Techno dar. Sofort kommen einem beim Hören KRAFTWERK, CLUSTER oder CAN in den Sinn.
Oder sagen wir‘s einfach so: „Während KRAFTWERK in und an ihrer Computer World herumfriemelten, sich CLUSTER ihrem seltsamen ‚Curiosum‘ hingaben und CAN gerade ihre 68er Vergangenheit mit ‚Delay 1968‘ aufarbeiteten, spielte MANUEL GÖTTSCHING mit elektronischen, Drum- und Sequenzer-Rhythmen sowie einer sphärisch schwebenden Gitarre Schach – und setzte dabei alles um sich herum „Matt!“. Denn Göttschings 81er-Meisterwerk der pulsierenden Rhythmen ist nicht vergleichbar. Wenn überhaupt, dann kann es höchstens als Vergleich für andere Bands und Musik dienen, denn es ist eben ein „Vorreiter“-Album.
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Auf meine Bitte im Jahr 2016 <a href="http://www.musikreviews.de/news/Wir-gedenken-MANUEL-GOeTTSCHING-zum-1-Todestag/5207/" target="_blank" rel="nofollow">an den viel zu früh am 4. Dezember 2022 verstorbenen MANUEL GÖTTSCHING</a>, mir einen prägnanten Satz zu nennen, der ihm als erstes in den Sinn kommt, wenn er an dieses Album und dessen Stellenwert denkt, erhielt ich folgende Antwort:
„E2-E4-E-ternity!“ Dieses Wortspiel für die „Ewigkeit“ zu einem Album für die „Ewigkeit“ muss auch beim Erscheinen des Albums auf einem T-Shirt zu finden gewesen sein. Und es nahm all das voraus, was ungeahnter Weise folgen sollte – bis zum heutigen Tage, an dem die Neuauflage des Albums in den englischen Charts von Piccadilly Records und Rough Trade jeweils den ersten Platz eroberte.
Nicht zu fassen?
Durchaus! Selbstverständlich! Aber klar doch!
Denn wer diese Musik mit offenen Ohren hört, begreift irgendwann – bestimmt aber nicht sofort beim ersten Hördurchgang – die riesige Dimension dahinter. Fast hypnotisch nimmt sie einen gefangen und begleitet uns auf einen Trip in die Musik-sphärische Unendlichkeit. Dazu kommt noch ein Sound, der unbeschreiblich gut ist – das Volumen, die Klang- und Kanal-Abstimmung, die Stereo-Effekte. Es passt einfach alles, nichts wurde dem Zufall überlassen, keine Schluderei. Und die High-End-Anlage des Kritiker klatscht dazu Beifall sowie sich das schwarz-gerillte Vinyl-Gold auf dem Plattenspieler dreht.
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Neben der aufwändig gestalteten Stanz-Plattenhülle, auf deren Vorderseite wirklich nur ein Schachbrett und keinerlei Schrift enthalten ist, gibt es noch eine beeindruckend bedruckte Innenhülle. Auf der einen Seite ist jedes einzelne der 32 Schach-Quadrate des Schach-Bretts mit der entsprechenden Zahl und dem Buchstaben gekennzeichnet, während auf der anderen Seite MANUEL GÖTTSCHING ausgiebig die Geschichte zum Album und seiner Familie, in der des Schachs wegen sein Vater eine ganz besondere Rolle spielt, erzählt: „In the beginning was the title, and then came the music...“
Musik, die man nicht downloaden sollte, sondern besitzen muss, weil sie „E2-E4“-E-ternity ist! Nicht nur für die Ohren, auch für die Augen und alle anderen Sinne ein Hochgenuss!
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FAZIT: Wer von Musik-Kult spricht, darf dieses richtungsweisende, die Musik-Szene mitunter völlig neu definierende, Album "E2-E4" von MANUEL GÖTTSCHING auf keinen Fall vergessen! Oder um es mit Göttschings Worten auszudrücken: <b>„E2-E4-E-ternity!“</b>
Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.12.2016
Manuel Göttsching
Manuel Göttsching
MG ART
54:38
16.09.2016