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Reviews

Naevus: Heavy Burden

Stil: Klassischer Hardrock und Doom Metal

Cover: Naevus: Heavy Burden

Mit 18 Jahren gilt man bekanntlich als volljährig und ist für sich selbst verantwortlich. Würde dies auch für Alben-Veröffentlichungen gelten, dann hätten sich NAEVUS zwischen ihrem ersten und zweiten Album eine gesamte Lebens-Ära von der Geburt bis zur Volljährigkeit Zeit gelassen, um dann mit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=kZjkqC8SqA0" rel="nofollow">einem beängstigenden „Heavy Burden“</a> wie Phoenix aus der Asche des BLACK SABBATH aufzutauchen. NAEVUS sind nunmehr definitiv erwachsen – und das nicht nur aus musikalischer Sicht.

Da Sänger UWE GROEBEL verdächtig nah an OZZY OSBOURNE klingt, führte das sicher auch dazu, dass die gesamte Band wohl gleich beschloss, dann eben auch ganz ähnlich wie BLACK SABBATH zu klingen. Musikalische Parallelen diesbezüglich sind jedenfalls von der ersten bis zur letzten 55. Minute unüberhörbar. Sogar die Abmischung des Sounds orientiert sich ganz klar an den frühen Doom- und Hardrock-Werken der 70er-Jahre, was viel zu oft einen schwammigen, dumpfen Klang zur Folge hat.
Warum nur begehen Retro-Bands immer wieder den Fehler zu glauben, Authentizität würde auch dadurch erreicht, dass man anno 2016 deutliche Abstriche in der Aufnahmequalität macht?
Damals ließ die Technik kaum einen besseren Sound zu, heute aber kann man mit der Hilfe modernster Technik das Retro-Gefühl sogar noch steigern. Schade, dass NAEVUS in diesem Sinne eine völlig falsche Entscheidung trafen, wobei ihre Musik trotzdem authentisch und retro-verliebt rüberkommt, dass es eine wahre Freude für alle ist, die neben BLACK SABBATH auch gerne mal mit dem UFO direkt über den RAINBOW fliegen.

Und da der Sänger auch das Sprachrohr der Band zu sein scheint, präsentierte er gleich ein paar Erklärungen zu den Unterschieden des embrionalen Debüts „Sun Meditation“ (1998) und dem erwachsenen „Heavy Burden“: „Die erste CD war aus meiner heutigen Sicht viel zu einfach gestrickt. Intro-Strophe-Bridge-Refrain-Strophe-Bridge-Mittelteil mit Solo-Refrain-Schluss. Diese Struktur konnten wir weitestgehend durchbrechen. Damals war diese Herangehensweise cool für uns, aber heute würden wir uns damit nicht mehr wohlfühlen. Schließlich haben wir uns nach 18 Jahren sehr stark verändert und weiterentwickelt.“

Auch in den Texten bemerkt man diese Weiterentwicklung offensichtlich, denn sie drehen sich nicht mehr um Fantasy-Wesen, sondern greifen aktuelle Themen auf oder eigene Erlebnisse, die während der vergangenen Jahre für die Mitglieder der Band prägend waren.
Bei dem bedrückendsten und einem der – besonders durch die grandiosen Gitarren-Soli – besten Songs „Dead Summer Day“, in dem es um ein Embryo geht, welches noch im Mutterleib stirbt, betont der singende Gitarrist explizit, dass dem Text nichts Autobiografisches innewohnt.
Der textliche Höhepunkt ist dann auch der ruhigste, letzte Song – im Grunde eine den Gottesglauben hinterfragende Ballade - „Troubled Times“, in dem NAEVUS zu dem zusammenfassenden Schluss kommt: „In these troubled times / Our master‘s hidden in disguise / It seems he cannot save the world // Lifes in other dreams / Never become reality / We all need to change the world.“

Nachzulesen übrigens in dem wunderschön gestalteten 12seitigen Booklet sowie dem mystischen Digipak, das natürlich als LP-Ausgabe noch mehr zur vollen Entfaltung seiner ganzen Schönheit kommt.
Große Kunst nicht nur für die Ohren, sondern auch die Augen!

FAZIT: Mein geschätzter Kollege Schiffmann zeigte sich von NAEVUS‘ „Heavy Burden“ im ROCK HARD begeistert und sprach vom „Paradebeispiel des Jahres in Sachen schön, aber leider selten“. Ganz so weit lehne ich mich hier nicht aus meinem Fazit-Fenster, sondern denke, dass die deutsche Band mit extremer BLACK SABBATH-Retro-Schlagseite ein musikalisch sehr überzeugendes, aber vom Klang her enttäuschendes Album gelungen ist, das uns ganz tief zu den Musik-Wurzeln des Doom-Metals führt, die endlich wieder viel mehr Blüten hervorbringen sollten, um sich gegen all das musikalische Unkraut aus Funk und Fernsehen durchzusetzen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.09.2016

Tracklist

  1. Heavy Burden
  2. Black Sun
  3. Naked
  4. Dead Summer Day
  5. The Whistling Tree
  6. Cloudless Sunstreams
  7. Future Footprints
  8. Timeless Illusion
  9. Dancing In The Summer Rain
  10. The Dwarves Revenge
  11. Troubled Times (Outro)

Besetzung

  • Bass

    Sven Heimerdinger

  • Gesang

    Uwe Groebel

  • Gitarre

    Uwe Groebel, Oliver Großhans

  • Schlagzeug

    Matthias Straub

Sonstiges

  • Label

    Meta Matter Records / Broken Silence

  • Spieldauer

    55:05

  • Erscheinungsdatum

    19.08.2016

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