„Hey, Leute, wir sind eine Heavy-Psychedelic-Rockband aus Oldenburg mit Namen NAP und veröffentlichen in ein paar Wochen unser Debüt-Album. Wir würden uns freuen, wenn ihr euch das anhört – und bei Gefallen ein kleines Review schreibt und veröffentlicht.“
Mit diesen zwei Sätzen nahm das Oldenburger Trio mit uns Kontakt auf. Dann kam in einem Lila-Briefumschlag eine Lila-CD im Lila-Gewitterwolken-verhangenem Cover samt Download-Code (nicht lila) und schon nach dem ersten Hördurchgang war klar: „Villa“ gefällt uns und so gibt‘s auch eine etwas längere Review.
Die heavy-psychedelische Eigenbeschreibung von NAP passt durchaus, aber wir finden in der Musik, die viele dunkle Momente genauso in sich trägt wie straighten Stoner- oder Klangwälle aufbauenden Post-Rock, deutlich mehr Einflüsse. Natürlich erfinden bei dieser spannenden Rock-Mixtur NAP nicht etwa das Doom-Rad neu, aber sie verbreiten das herrliche Retro-Gefühl einer Zeit, in der man mit dem UFO flog, um rechtzeitig zum BLACK SABBATH zu gelangen, weil einem die dort gereichten psychedelischen Kräuter so schöne Bilder vom IRON BUTTERFLY im Kopf entstehen ließen, ähnlich wie man sie auch bei den frühen PINK FLOYD auf der Leinwand hinter ihrer Konzertbühne entdecken konnte.
„Villa“ ist eine Mixtur aus all diesen Zutaten und entwickelt dadurch seinen besonderen Reiz. Jeder der acht Songs, von denen die meisten instrumental dargeboten werden, führen ihr musikalisches Eigenleben, in dem mal ein fetter Bass dominieren kann oder die Gitarren richtig krachen, aber auch ruhige, akustische Momente den Dampf rausnehmen, um dann mit verrückten Klang-Eruptionen postrockige Breitwände aufzubauen. Dazu gibt‘s auch noch Gesangparts von RUFUS, die durch ihre rotzige 60er-Jahre-Frechheit dermaßen begeistern, dass man vor Überraschung verzweifelt nach kleinen Fehlern sucht, diese aber kaum findet.
Ist das wirklich das Debüt einer jungen Oldenburger Band oder spielen da alte Hasen unter Pseudonym?
Es ist tatsächlich das Debüt.
Aber ein – ausschließlich in positivem Sinne – unglaublich erwachsen klingendes. Wer‘s nicht glaubt, <a href="https://www.youtube.com/watch?v=iA1DcaasRg8" rel="nofollow">der klicke einfach mal hier hinein</a> und schon wird er verblüfft sein, was ihn da fast 45 Minuten lang erwartet!
NAP klingen, als hätten sie sich eine Musik-Zeitmaschine besorgt, wären damit weit zurück bis in die Hippie Ära gereist, wo sie sich schöne Melodien besorgten, dann wäre es weiter durch das psychedelische und krautige Universum gegangen, wo die verrückten kompositorischen, „weltfremden“ Space-Ideen ausgeborgt wurden und am Ende direkt durch die hart rockenden, metallischen und düsteren Gefilde, wo man die Portion Härte und Finsternis beisteuerte.
Dazu gibt‘s auch noch ein paar Worte der Band, die einen Kritiker vorab skeptisch machen, wenn man sie liest, ohne zuvor „Villa“ gehört zu haben: „Von psychedelischen Sounds über Up-Tempo-Beats, bis hin zu schweren Doom- und groovigen Stoner-Riffs, erahnt man Einflüsse von Noise bis Surf… Vereint in einem musikalischen Paradoxon, in welchem sich alle Höhen und Tiefen abzeichnen, um schlussendlich in einem ausschweifenden Albtraum zu enden.“
Ich jedenfalls wagte meinen Ohren kaum zu glauben, denn was in den Zeilen recht hochtrabend klingt, gibt‘s tatsächlich auf „Villa“, dem Debüt von NAP, auch alles zu entdecken. Dazu kommt ebenfalls als positiver Aspekt die gute Aufnahme, welche sich vom Sound her deutlich an den Sechzigern orientiert.
Auf „Villa“ gibt‘s zwar keine neuen musikalischen Ideen zu auszumachen, dafür aber ausgezeichnet in die Gegenwart gebeamte Retro-Sounds!
Chapeau!
FAZIT: Die junge Oldenburger Band NAP lieben nicht nur die Farbe Lila (Allein die CD ist schon ein echter Hingucker!), sondern auch die Musik der 60er-Jahre, die sie zu einer beeindruckenden „Heavy Psychedelic Rock“-Mischung verbinden und dabei genauso überzeugend klingen wie ihre unüberhörbaren Vorbilder!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.08.2016
Daniel Pi
Rufus
Rufus
Hemme
Eigenvertrieb
43:06
28.07.2016