Ein NEPHROLITH ist ein Nierenstein. Und die können verdammt weh tun, wenn sie sich auf Wanderschaft von Niere zur Blase begeben. Trotzdem ein ungewöhnlicher Bandname für eine Black-Metal-Band. Und wenn man dann noch im Hinterkopf behält, dass der Fünfer aus dem slowenischen Bled kommt, wird auch der Albumtitel „Paleness Of The Bled World“ zu einem geistreichen Wortspiel.
Aber ist hier alles Kopf? Nein, eigentlich das Gegenteil, wenn denn Seele das Gegenstück zum Kopf ist. Denn der vordergründige Black Metal von NEPHROLITH hat längst die engen Grenzen gesprengt, die man mit dem Begriff in Verbindung bringt. In- und Outro „1004“ und „4001“ sind kurze melodische Fragmente auf der Gitarre, die perfekt mit den sechs anderen Songs harmonieren, die irgendwo in melodischem – nein, nicht „atmosphärischem“ – Black Metal ihre Wurzeln haben und immer wieder in Blast-Beat-Attacken und geschredderten Riffs aus dem Boden ragen und den Hörer stolpern lassen.
NEPHROLITH gleiten oft in rockige Läufe ab, verlieren aber nie ihre Melodiebögen und vor allem nicht ihre düster-melancholische Stimmung, die von dem kraftvollen Gesang Nerthags getragen wird, dessen Spektrum von Gekreische über heiseren Gesang bis hin zu klarer Stimme reicht. Eine erstaunliche Leistung, wenn man weiß, dass der Mann in den letzten zwei Jahren wegen Innenohrproblemen kaum singen konnte. Aber die Slowenen überladen ihre Lieder bei allen Einflüssen und Ideen nicht, sondern bleiben gut strukturiert und, damit schließt sich der Kreis zu Black Metal wieder, roh.
FAZIT: mal wieder „kleine Band ganz groß“. Melodischer düsterer Black Metal für graue Herbsttage und Winterdepressionen, phantastische Songs, großer Gesang und satter organischer Klang. Zeit, dass NEPHROLITH zu den Großen zählen, Potential dafür hat „Paleness Of The Bled World“ allemal.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.11.2016
Tersagir
Nerthag
Skargat, Isvaroth
Ghul
Cursed Records
39:46
11.11.2016