Der scheinbar zweigeteilte Opener ‘Bending Light’ nimmt quasi vorweg, wo die Urheber von allem, was sich im Metal Post schimpft, 2016 stehen. Das Stück verflicht Doom mit dem Klangideal von Psychedelic Rock, das sich in geradezu fragilen Gitarrentönen äußert, nicht zu vergessen dem verstärkten Einsatz von Drones und Synthesizern, ehe Hardcore Wut einsetzt, die bei NEUROSIS auch nach all den Jahren kräftiger packt als auf Alben ihrer zahlreichen Nacheiferer.
Das auf Scott Kellys Gesang ausgerichtete ‘A Shadow Memory’ steht im Anschluss im Zeichen der spirituellen Ader, die bei dieser Combo so heftig klopft wie bei kaum einer zweiten, ehe sich die skurrilen Harmonien in ‘Fire Is The End Lesson’ durchaus Neuland für die Kalifornier nennen lassen – und man denkt dabei sogar an Voivod zu Beginn der 1990er. Mit ‘Broken Ground’ lehnt sich Steve Von Till hingegen so weit aus seinem Solo-Universum in den Nimbus der Hauptband wie nie zuvor, denn hier vereinen sich Sludge und dunkler Songwriter-Kram in ergreifender Weise.
Wenn das Kollektiv all dies im finalen ‘Reach’ noch einmal zum Schaulaufen heranzieht, hat es zwar abermals nichts Revolutionäres geleistet, sich aber auf wunderbare Art im eigenen Saft neu erfunden. Das schafft nicht jede angebliche Legende, und “Fire Within Fire” ist noch dazu um mindestens anderthalb Welten besser als sein Vorgänger.
FAZIT: NEUROSIS altbewährt, aber so frisch wie lange nicht mehr. Gut zu wissen, dass die Post-Metal-Institution ihrem Ruf immer noch gerecht werden kann.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.09.2016
Dave Edwardson
Scott Kelly, Steve Von Till
Scott Kelly, Steve Von Till
Dave Edwardson, Noah Landis
Jason Roeder
Neurot / Cargo
51:32
23.09.2016