Vermeintlicher Modern Metal ist eine Pest, und NORMANDIE sind einer ihrer Erreger. Die Schweden kleiden ihren widerlichen Pop in harte Gitarren und ein wenig Elektronik, dort wo es passt. "Inguz" wurde klanglich völlig glattgebügelt, die Strukturen der Songs könnten mitsamt den Arrangements von einem findigen Major-Produzenten stammen (symphonisch mit Streichern aus der Retorte etwa im Abschluss "Epilogue), der die Sternchen betreut, und die Melodien gestalten sich so vorhersehbar, dass es ein Ärgernis ist.
Dazu kommen jammernd vorgetragene Texte über Beziehungs-Nichtigkeiten und generelle innere Befindlichkeit, vorgetragen von einem Sänger, dessen Stimme zur Gänze entmenschlicht anmutet, sei es durch Tonkorrektur oder offensichtliche Effekte. "Processed", so nennt der englische Muttersprachler eine Produktion wie diese, über die man wie angedeutet hinwegsehen könnte, so das gebotene Material neue Ideen in Aussicht stellen würde. "Inguz" lullt ein wie heiße Milch mit Honig am Abend, woraufhin man allerdings eine schlaflose Nacht verbringen könnte, weil man sich die Frage stellt, warum junge Menschen derart angepasst klingen möchten.
Und nicht nur die anbiedernden Singles "Collide" sowie "Starting New" werfen diese Frage auf. Im Grunde könnte Justin Bieber diesen Scheiß verbrochen haben, dessen Zielgruppe hoffentlich ganz schnell aus dem Alter herauswächst, in dem man so etwas erträgt … Musik ohne Halbwertszeit, also weg damit.
FAZIT: NORMANDIE biedern sich Fans von BLESSTHEFALL, THE WORLD ALIVE oder FALLING IN REVERSE an, tun ihren Kram sehr gekonnt und lassen als in allen Belangen synthetisches Konstrukt zumindest Freunde von Rockmusik im eigentlichen Sinn kalt. Pop hört man, wenn man das Radio einschaltet; da braucht man keine getarnte Band aus diesem Bereich, die das Ganze dann "Post Hardcore" oder so nennt. Was für ein Schwachsinn …
Punkte: 3/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2016
John Löfgren
Philip Strand
Håkan Almbladh
Jesper Malmberg
Eigenvertrieb
34:46
11.03.2016