2016 kamen schon einige Überflieger aus dem im puncto Prog längst wiedererstarkten Großbritannien, und OKTOPUS aus dem rußigen Birmingham gehören dazu. Das instrumental mit allen Wassern gewaschene Trio mischt zwanglos quirligen Rock mit Indie-Dünkeln (der androgyne Gesang, der Aufbruchsstimmung versprüht) und jazzigem Intellekt zu etwas außerordentlich leicht Genießbarem.
Das ist an sich schon eine Kunst im vermeintlichen Denkern, Introvertierten und Nerds vorbehaltenen Artrock-Metier, doch im Grunde liegen OKTOPUS am Puls der Zeit, nachdem sie sich von Sängerin Jane Gillard getrennt haben, mit welcher sie noch 2015 unter dem Namen PROGOCTOPUS im Fahrwasser des Jazzrock von EGG oder GILGAMESH musizierten. Diese beiden Urväter klingen auch auf "Worlds Apart" noch an - Welten trennen das Material also dem Titel zum Trotz nicht von der Vergangenheit seiner Schöpfer -, doch bei aller Virtuosität und Brillanz wirkt die Platte sehr kompakt.
Im Titelstück klingen die RUSH der späten 1980er in gleicher Weise an, wie HAKEN auf ihrem aktuellen Album an Bands aus jener Ära gemahnen, wohingegen das knappe Instrumental "The Adventures of Jerry Troutmonto" metallisch wie DREAM THEATER zu besten Zeiten zuckelt.
Die zehnminütige Suite "Minotaur" vereinen sich wiederum Alt und Neu. In dieser Form und dank Bells wahrlich glockiger Stimme sind OKTOPUS ihren deutlichen Bezügen zu Truppen wie neueren BIG BIG TRAIN, BIRDS AND BUILDINGS oder PHIDEAUX zum Trotz eine recht originelle Angelegenheit, deren erste halbe Stunde Musik wie im Flug vergeht.
FAZIT: "Worlds Apart" ist eine kurzweilige Visitenkarte, deren Adresse Freunde der Prog-Tradition mit Ansprüchen auf Neues (Härte, Witz und zeitgemäße Lyrik) definitiv ansteuern dürfen.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2016
Samuel C. Roberts
Alistair Bell
Alistair Bell
Tim Wilson
Eigenvertrieb / Just For Kicks
34:44
20.05.2016