Rave lebt – und wie!
Zumindest diese EP des schwedischen Sängers CHRISTIAN OLSSON ist ein schlagkräftiger Beweis dafür.
Selbst wenn dies OLSSONs Debüt-EP ist, so ist der Schwede längst kein unbeschriebenes Musik-Blatt mehr. Erst gründete er die schwedische Rock-Band FIBES, OH FIBES und sorgte mit Songs wie <a href="https://www.youtube.com/watch?v=uIBUbZ47NYY" rel="nofollow">„Love Child“</a>, der deutlich an die HOUSEMARTINS erinnert, oder auch dem soul-funkigen <a href="https://www.youtube.com/watch?v=TmtZNUSNlVA" rel="nofollow">„Get Up“</a> bereits für einiges Aufsehen, arbeitete dann mit KIM WILDE, LIONEL RICHIE und GARY KEMP von SPANDAU BALLET zusammen und produzierte jede Menge neue Musiker – unter anderem sogar MAPEI, die auch auf dieser EP mitwirkt. Doch dann kam sein „Erweckungserlebnis“ mitten in New York, wo er sich an die damals große Rave-Szene der 90er erinnerte – und für seine Musik gleich eine (etwas übertriebene, weil zur Selbstüberschätzung neigende) Beschreibung hinzufügt:
„Olsson ist Marvin Gaye & Luke Perry. Olsson ist Wu Tang Clan & Nina Simone. Olsson ist Bez & Beck. Olsson sind grelle Farben und Olsson ist für mich Hoffnung im stärksten Sinne. House Piano und Madchester Beats. Gospel und simple Melodien. Und es ist mein Nachname.“
So schlägt auf der in 45rpm abzuspielenden A-Seite bereits der erste Song der Vier-Track-EP <a href="https://www.youtube.com/watch?v=z5N4uix22m0&feature=youtu.be" rel="nofollow">„Hold On“</a>, auf dem ihn MAPEI unterstützt, ähnlich ein wie „All Together Now“ von THE FARM im Slow-Motion-Rhythmus, der am Ende gleich noch ein paar Rap-Passagen verpasst bekommt. So langsam „Hold On“ auch beginnt, es bekommt am Ende einen echten Drive und sogar ein Gospel-Chor erhebt seine Stimme, für dessen Aufnahme OLSSON sogar extra nach London reiste.
„Thin Love“ setzt auf mehr Tempo und einen Refrain, der sofort ins Ohr geht und dort nur ungern wieder raus will. Nicht mehr oder weniger als eine echt geile, tanzbare Pop-Nummer, die in den 90ern garantiert ruckzuck die Disco- und Club-Tanzflächen gefüllt hätte.
Auf der (Achtung! Achtung!) nun in 33rpm abzuspielenden B-Seite erwartet uns erneut „Hold On“ - diesmal als DJ Marky RMX – in deutlich höherem Tempo, so als wollte sich der Rave ein wenig beim Techno anbiedern, damit eine eventuelle Love-Parade auch mit OLSSON funktionieren würde.
Mit einem größtenteils instrumentalen – nennen wir es mal – Rave-Dub von „Thin Love“ geht dann die zweite Seite einer sehr abwechslungsreichen Rave-Dance-EP aus Schweden zuende, die einerseits verdammt modern, aber andererseits auch verdammt 90er-stylisch daherkommt. Und sowas groovt eben nicht nur, sondern hat auch das gewisse Feeling, welches gerade im Dance-Bereich viel zu vielen DJ‘s in ihrer puren Technikhingabe viel zu oft abhanden kommt.
FAZIT: „Ich möchte neue Wege in diesem namenlosen Subgenre des Indiepops beschreiten“, stellt OLSSON in Bezug auf seine Debüt-EP fest. Das ist dem Schweden mit dieser klugen Kombination aus Rave, Pop und DJ-Electronics durchaus gelungen. Bleibt abzuwarten, ob OLSSONs Ideen demnächst auch für den bereits angekündigten kompletten Longplayer ausreichen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2016
David Axelsson
Christian Olsson, Mapei, Nadia Nair
Christian Olsson
Christian Olsson, Nils Törnqvist
Gospel Chor (Vula Malinga, Ade Omotayo, Eska Mtungwazi, Sam White), DJ Marky, Lancelot & Isaac Tichauer (Mix)
Kaptenchris AB/Universal Music Group
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11.11.2016