Dieses Bass-lose Trio besteht aus Musikern schrulliger Projekte wie THE PATRIOTIC SUNDAY oder LA COLONIE DE VACANCES, während es bei PAPIER TIGRE kompakten, aber dennoch kantigen Indie Rock mit mathematischen Ambitionen spielt.
Dabei steht es im Geiste von MINUTEMEN, WIRE oder MISSION OF BURMA, schrammt also am Rande des Post Punk der klassischen Art und komponiert dabei mit einem Fokus auf Rhythmen. Die abgehakte Anmutung der Songs macht sie wie angedeutet sperrig, aber nicht abstoßend, denn dank des gedrungenen Songwritings schaffen es PAPIER TIGRE, den Hörer bei der Stange zu halten und sogar eine Handvoll eingängiger Tracks fürs Langzeitgedächtnis einzureichen.
Dazu gehören etwa "Mood Trials" mit seinen gesanglichen Jello-Biafra-Dünkeln, das auffallend dunkle "Pajamas", dessen Gewicht zum Auswuchten gegen die hektische Art der Mehrheit der Stücke auf Atmosphäre liegt, und neben dem spleenigen Videosong "Heebie Jeebies" der noisige Start-Stopper "Naming Names", bei dem PAPIER TIGRE ihre Hook-Qualitäten an den Tag legen.
Außer Konkurrenz steht hingegen das fast zehn Minuten dauernde "A Matter Of Minutes", eine erst schroffe, dann andeutungsweise liebliche Abfahrt mit improvisatorischem Flair, die den generellen Duktus der Gruppe gut zusammenfasst.
FAZIT: PAPIER TIGREs "The Screw" enthält die bislang zudringlichsten Stücke dieser Band, aber auch das mithin wagemutigste Material in ihrem ambivalenten Schaffen. Um sie kennenzulernen, taugt diese Scheibe deshalb vielleicht so gut wie keine der vorigen, also Ohren auf, ihr Freunde des Experimentellen mit stimmigem Ausgang!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2016
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41:26
13.05.2016