Technik und Virtuosität sind in den richtigen Händen lediglich Werkzeuge zur Gefühlsvermittlung. Davon versteht der in Boston ansässige Akustikgitarrist Peter Ciluzzi eine ganze Menge, wie sein zweites Soloalbum beweist.
Candyrat stehen als Label für meisterhafte Saitenkünstler ohne Verstärkung, die bisweilen avantgardistische Tendenzen an den Tag legen - anders Ciluzzi, der bei seinen gedrungenen Kompositionen nichts weniger tut, als der Tradition des klassischen Liedes zu folgen. Will heißen: "Still Without Words" - der Titel spricht Bände - stellt Melodien in den Brennpunkt und gewinnt eben dadurch auf ganzer Linie.
Der junge Mann versteht sich hörbar zunächst als Songwriter, bevor er Fingersport betreibt. Seine Musik zeichnet sich durch subtile Hooks aus, die mit dem einem Wiegenlied zur Ehre gereichenden 'A Perfect Unison' anfangen und über das teils perkussive mit Schlägen auf den Korpus bereicherte Dynamikwunder 'Where Things Come From' hinweg zum knappen Finale 'Where Things Come From' reichen, das auf nahezu konservativ angeschlagenen Akkorden fußt.
Einige der Kadenzen, die Ciluzzi verwendet, muten so vertraut an, als seien sie schon anderswo verbraten worden, doch insgesamt lässt sich nirgendwo der Mief des Abgeschmackten oder gar Plagiarismus entdecken. In dieser Hinsicht ist der Kerl dann doch ein perfekter Künstler für seine Plattenfirma, die durch und durch auf Originalität setzt.
FAZIT: Was die akustische Gitarren an Facetten hergibt, ist teils erstaunlich, und auch Peter Ciluzzi liefert einen Beleg dafür ab, indem er Frische im Altbewährten aufdeckt, ohne spielerischen Anspruch hintanstehen zu lassen. "Still Without Words" straft jeden Lügen, der Sologitarristen Musik nur für Musiker vorwirft. Und jetzt alle mitsingen …
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.06.2016
Candyrat
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15.04.2016