Es ist ein großes Glück und zugleich angenehmer Zufall, dass <a href="http://www.rockpalastarchiv.de/concert/hammill.html" rel="nofollow">der Hamburger Rockpalast-Auftritt von PETER HAMMILL am 26. November 1981</a> überhaupt aufgenommen wurde, denn so darf man dank MIG Records einen der wenigen Live-Mitschnitte des (ehemaligen und heute wieder aktiven) VAN DER GRAAF GENERATOR-Frontmanns mit 35jähriger Verspätung erstehen. Eine Seltenheit, wenn man bedenkt, wie wenige Konzertaufnahmen es von Hammill oder VDGG gibt. Da nimmt man nur zu gerne hin, dass das Bild etwas rotstichig im 4:3-Format daherkommt und auch der Ton eben typisch nach einem Mitschnitt aus den 80er-Jahren klingt, ohne großartig aufgehübscht worden zu sein.
Mit NIC POTTER und GUY EVANS begleiten gleich zwei VDGG-Musiker, erweitert um den ausgezeichneten Gitarristen JOHN ELLIS, Hammill als seine K-GROUP und verbreiten natürlich ein typisches VDGG-Flair, bei dem im Grunde nur die wilden Saxofon-Gewitter eines David Jackson fehlen. Ansonsten entfernt sich Hammill besonders live (und auch solo) nie wirklich von seiner Stammband, welche sich nach 1972 auch im Jahr 1978 gerade mal wieder aufgelöst hatte.
Das von außen betrachtet Aufregendste an der Bühnen-Show ist das Sonnen-Käppi, das Schlagzeuger GUY EVANS trägt. Aber diese Äußerlichkeiten sind bei einem Hammill sowieso völlig unwichtig. Bei ihm dreht es sich eben nur um die Musik und die ist so leidenschaftlich, vielfältig, experimentell, ekstatisch und progressiv, dass sich jegliches Rumgehüpfe auf der Bühne wie selbstverständlich verbietet. Alle Musiker verharren bis auf Hammill, der zwischen Keyboards und Gitarren sowie Mikrofonen hin- und herwandelt, fest an ihren Positionen und konzentrieren sich auf die schwierigen, komplexen Parts, die sie da aus ihren Instrumenten holen müssen, wobei die Leistung der Musiker, die allesamt auch ausgiebig Platz für solistische Ausflüge erhalten, hervorragend ist. Über allem steht natürlich PETER HAMMILL, der nicht nur mit seinem Gesang von zart und zerbrechlich bis laut schreiend, von melodiös bis mit Sprachfetzen zerfleddert, eine Leistung bringt, die auch heute noch beinahe unübertroffen ist.
Bei seiner Setlist konzentriert sich Hammill fast ausschließlich auf seine Solo-Alben, von denen zu dieser Zeit <a href="https://www.youtube.com/watch?v=w4McZZX73KQ" rel="nofollow">„Sitting Targets“</a> das aktuellste war. Insgesamt nur zweimal greift Hammill während des Konzerts auf VDGG-Stücke zurück und verbreitet so insgesamt gerade mal mit „The Sphinx In The Face“ und „Door“ (die dritte Konzert-Zugabe) gut 10 Minuten lang eine originale VDGG-Atmosphäre.
Mit „Flight“ vom 80er-Album „A Black Box“ gibt‘s auch noch mit gut 21 Minuten den bis dato längsten Hammill-Solo-Song zu vernehmen – ein wilder Parforceritt durch die unterschiedlichsten Stimmungen und musikalischen Stile, bei denen Hammill genauso mit höchster Kopf- wie mit tiefster Bauchstimme die Texte intoniert oder sie rau und fast garstig herausschreit. Ein hervorragendes Konzert erhält so noch einen Höhepunkt totaler Extraklasse.
FAZIT: Kein anheimelnder, instrumental abgespeckter Hammill-Solo-Auftritt erwartet einen bei diesem 81er Rockpalast-Konzert, sondern dank der K-GROUP ein deutlich an VDGG erinnernder, wilder Progrock-Ritt durch die Solo-Karriere von PETER HAMMILL, welche auf seinen Alben bei weitem nicht so wild und urwüchsig wie auf der Bühne der Hamburger Markthalle rüberkommt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2016
Nic Potter
Peter Hammill, John Ellis
John Ellis, Peter Hammill
Peter Hammill, Guy Evans
Guy Evans
MIG Music
105:00
26.08.2016