Dass "Lithium" in Gemeinschaftsarbeit mit dem New Yorker Label Skirl erscheint, adelt den österreichischen Schlagzeuger und findigen Komponisten Peter Lenz als für die Hochburg des Jazz relevanten Künstler, und tatsächlich stellt sich seine aktuelle Relevanz beim Hören seines neuen Album deutlich heraus, vor allem im Zuge beiderseits extremer Strömungen hin zum verkrampft Alten und ebenso bemüht Neuen.
Lenz legt drei Jahre nach "Silent Flow" vielmehr wieder Wert auf schlicht aussagekräftige Stücke ohne vordergründig innovative oder retrospektive Agenda. Stattdessen greift er in seinem Quartett auf die im musikalischen Bereich nach wie vor unfehlbaren Vorzüge von Humor zurück. "Lithium" ist nämlich ein oft ironisches, aber nicht zynisches Werk geworden, das durch seine unbeschwerte wie schwerelose (keineswegs leichtgewichtige) Art besticht.
Der heimliche Star des Albums ist indes Bläser Chris Speed, der etwa das belebende "Leaving" und das vorwitzige "Sweet Motion" zu harmonischen Höhepunkten des Albums macht. Die Combo lässt sogar rockige Töne in Gestalt subtil schroffer Gitarrenparts anklingen, und was auf den ersten Hör stolpernd, ja fast zusammenhanglos anmutet ("Trance Dance", "The Curious Life of Monsieur M & Madame Mi"), entpuppt sich als Füllhorn unkonventioneller Melodien und Grooves, in welche man sich allerdings relativ schnell einfindet.
So wird "Lithium" in der Tat zu einem trefflichen Spagat zwischen Tradition (die klassische Trio-Besetzung plus eins) und Moderne (Freiform- und Post-Rock-Strukturen), der …
FAZIT: … Lust auf ein Konzert dieses frischen wie vertraut anmutenden Quartetts macht.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.05.2016
Stefan Lievestro
Reinier Baas
Peter Lenz
Chris Speed (Saxofon, Klarinette)
Unit / Harmonia Mundi
40:34
13.05.2016