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Pit Dahm Trio w/ Harmen Fraanje: Omicron

Stil: Jazz

Cover: Pit Dahm Trio w/ Harmen Fraanje: Omicron

Der Multi-Instrumentalist und etatmäßige Schlagzeuger Pit Dahm stammt aus Luxemburg und zog von dort aus nach Amsterdam, also in eine der Metropolen Europas für akademisch geschulte Musiker schlechthin, um seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Nach mehreren Preisauszeichnungen tut er sich nun auch im breiteren Rahmen als Bandleader hervor und schart dazu nicht minder begabte andere Jungtalente um sich.

Der in Fachkreisen bekannteste Steilgänger, der ihm zur Seite steht ist Harmen Fraanje und hat schon für u.a. Kenny Wheeler, Philip Catherine und Toots Thielemans in die Tasten gelangt, aber der Rest der Combo ist keineswegs Makulatur. Die Rhythmusgruppe wirkt wie in langen Stunden aufeinander eingespielt, gleichzeitig aber auch dynamisch in ihrer Interaktion, als beschnuppere man sich erst noch. Dadurch gewinnen die Stücke - ausnahmslos eigene Kompositionen des Leaders - eine gewisse Brisanz, die weniger aufreibend als spannend anzuhören ist.

Die Benennung einiger Stücke deutet es bereits an: "Omicron" birgt etwas Weltmännisches in sich, doch Dahm wäre vermessen, wenn er einen auf altklug machen würde als der Emporkömmling der er ist. Nichtsdestoweniger bestechen Tracks wie das einleitende 'Vilnius' oder das getragene 'Friuli' durch die mondäne Aura, die sie umgibt. Andererseits wäre da das herrlich stolpernde 'Paint In My Hair', in dem Charley Rose genauso lyrisch Holz bläst, Fraanje verschmitzt auf sein Manual tupft, wenn er den langen Atem in 'Larchey' behält.

Letztlich beweisen die Macher vor allem eines: Jazz ist jung geblieben in Europa, und da hier echte Könner am Werk sind, stellt sich "Omicron" als perfekter Spagat zwischen professioneller Abgefeimtheit und fast naivem Wagemut heraus.

FAZIT: Contemporary Jazz braucht kein Schimpfwort zu sein, wenn man sich die Musik des um einen sagenhaften Jungpianisten erweiterten Pit Dahm Trios anhört. Auf "Omicron" wird geklotzt, nicht gekleckert, und ein weiterer Stein fürs Fundament der Genre-Zukunft gelegt - zwischen "artiger" Motivarbeit sowie mehr oder weniger freier Interpretation nach Regeln, die man nicht umsonst an der Akademie gelernt hat.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 08.12.2016

Tracklist

  1. Vilnius
  2. Ballad
  3. Lazy Daisy
  4. Omicron
  5. Larchey
  6. Lriuli
  7. Paint In My Hair
  8. Duo
  9. XYZ 4
  10. XYZ 6
  11. Zing

Besetzung

  • Bass

    Lennart Heyndels

  • Keys

    Harmen Fraanje

  • Schlagzeug

    Pit Dahm

  • Sonstiges

    Charley Rose (Saxofon)

Sonstiges

  • Label

    Hevhetia

  • Spieldauer

    48:54

  • Erscheinungsdatum

    02.12.2016

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