Das Label Cannonball bekleckert sich im Zusammenhang mit seinen Live-Veröffentlichungen renommierter alter Rockacts nicht gerade mit Ruhm: hässliche Aufmachung und an den Haaren herbeigezogene Quellen für das Tonmaterial werfen die Frage auf, wer das im Zeitalter von Downloads noch physisch kaufen möchte/soll.
QUIET RIOTs "2 Live Biscuits" wurde während der Pionierzeit des amerikanischen Hardrock und Metal zu Beginn der 1980er anlässlich der kultbehafteten King Biscuit Flower Hour '83 und '84 mitgeschnitten. Beide Gigs fanden während der Bewerbung der Alben "Metal Health" respektive "Conditional Critical" (der Nachfolger) statt, sodass Überschneidungen im Programm naheliegen. Der Stil der Gruppe - AC/DC-Grooves im Verbund mit dazu passendem Reibeisenorgan, virtuoser Gitarrenarbeit ('Let's Get Crazy' dauert darum zwölfeinhalb Minuten) und zahlreichen schnellen Ausbrüchen (die forschen Knaller 'Run For Cover' und 'Slick Black Cadillac') - ist der Sound der Stunde gewesen und wird von den Fans entsprechend lautstark quittiert, die im Übrigen jeweils in QUIET RIOTs Zuhause an der Westküste und in Texas den Pulk bildeten.
Auffallend ist (wie zu erwarten vermutlich), dass die Band zu "Metal Health"-Zeiten schnittiger daherkommt als ein Jahr später, als man ihr bereits nicht zu Unrecht Anbiederung vorwarf. Abgesehen von Kommerz-Eingeständnissen wie dem Nerv-Standard 'Cum On Feel The Noize' wird einem allerdings wieder bewusst, welche starke Songwriter hinter QUIET RIOT steckten, denn zumindest als Freund zahmerer Metal-Klänge von damals kam man wirklich nicht an der Truppe vorbei, selbst eine Zeitlang nach Randy Rhoads' Tod 1982.
FAZIT: Falls überhaupt relevant, dann als okayer Tribut an Kevin Dubrow. QUIET RIOT sind hier in klassischer Besetzung mit hoher Dichte an Hits zu Werke, das Publikum ist zu hören, auch wenn die Tonqualität logischerweise nicht an aktuelle Konzert-Nachlesen heranreicht, und insgesamt steht Quantität (üppige Spielzeit der beiden CDs) vor Qualität. Für Fans - wie auch bei den anderen Releases dieses Labels.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.11.2016
Rudy Sarzo
Kevin Dubrow
Carlos Cavazo
Frankie Banali
Cannnonball / Soulfood
77:52 + 76:34
15.07.2016