Besser spät als nie: "Contemporary American Slang", ein zeitloses Album zwischen Neo Grunge und ur-amerikanischem Roots Rock, erschien bereits 2014 in Eigenregie von der Band veröffentlicht, jetzt sagen RADIO BIRDS mit besserem Vertrieb Hallo und werden hoffentlich erhört.
Die Scheibe ist nämlich ein kleines Juwel, die sich teils sogar halbakustische Folk-Andeutungen im Verbund mit dem Urigen von ALICE IN CHAINS oder BLACKSTONE CHERRY vorstellen können. Justin Kellers rauchiges Organ ist mitsamt den Texten des Gitarristen der Dreh- und Angelpunkt dieser enorm abwechslungsreichen Songs. Erstaunlicherweise muten RADIO BIRDS nie stereotyp an, obwohl sie einen arg fest ausgetretenen musikalischen Pfad eingeschlagen haben.
Das Ding wird von unterschwelliger Melancholie durchzogen und zeichnet sich durch eine Major-würdige Produktion aus, die vielleicht nicht umsonst im Studio Southern Tracks entstand, wo schon Springsteen und PEARL JAM aufnahmen. RADIO BIRDS haben mit der treibenden Auskopplung 'Sleep City', dem zwischen fetzig und eng umschlungen tanzend changierenden 'Chew Me Up' sowie dem sehnsuchtsvoll gebrochenen 'Red Wine, Hard Liquor' kurz vor Schluss mindestens drei sichere Trümpfe in der Hand, um Generationen zu vereinen.
FAZIT: RADIO BIRDS' "Contemporary American Slang" geht tatsächlich als Beispiel eines zeitgenössischen (und zeitlosen) amerikanischen Musikidioms durch. Der Rock der 1990er wird mit einem Verständnis für die Klangkultur der Südstaaten umgedeutet, und herausgekommen sind elf massentaugliche wie dennoch unberechenbare Stücke. Hut ab!
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.10.2016
Chase Lamondo
Justin Keller, Chase Lamondo
Justin Keller, Jaz Dixon
Colin Dean
Brash
54;23
07.10.2016