Zurück

Reviews

Ragnarok: Psychopathology

Stil: Black Metal

Cover: Ragnarok: Psychopathology

Davon abgesehen, das Bandgründer Jontho erstmals nicht bei einer Produktion hinterm Drumkit saß, hat sich wenig geändert bei RAGNAROK. Der jetzige Frontmann lässt die Kessel jetzt von DAUDENs Malignant rühren und hat sich sein achtes Album klanglich von MARDUKs Devo veredeln lassen. Edel ist die enthaltene Musik in der Hinsicht, dass sich die Finnen damit in Hinblick auf ihr bisheriges Schaffen selbst eine Krone aufsetzen.

"Psychopathology" befasst sich mit den finsteren Abgründen der menschlichen Seele (schwurbel, schwurbel …), ist aber davon abgesehen ein kraftvoll produzierter, mitreißender Black-Metal-Happen mit dem Potenzial, orthodoxe (Necro-)Gemüter mit der Mainstream-Fraktion (relativ betrachtet) zu vereinen, die auch auf Konsorten wie BEHEMOTH kann, weil sie eben von einem großen Label unterstützt werden. Was RAGNAROK betrifft, so muss man sie spätestens dann, wenn dieses Album keine höheren Wellen schlägt, zu den unterbewerteten Bands des Genres zählen. Im Folgenden der Grund dafür.

Das Songwriting ist trotz oder gerade wegen des hervorgekehrten Konservatismus überdurchschnittlich stark, denn die Gruppe beherrscht abwechslungsreiche Raserei in gleicher Weise wie schreitende Passagen mit atmosphärisch zurückgenommenem Gitarrenspiel ("My Creator"), wozu der Verzerrer auf Halbmast läuft. Überhaupt liegen die Macher mit ihrem Sound zwar am Puls der Masse, muten aber niemals klinisch kalt oder gar so an, als würden sie über ihre Fähigkeiten hinweg musizieren und im Nachhinein am Rechner aufbauschen, was sie handwerklich nicht leisten können.

Das Titelstück gereicht RAGNAROK in seiner Kompaktheit zum Genre-Hit, nicht zuletzt dank seines packend melodischen Leads, derer es auch an anderer Stelle viele gibt, sei es in "Heretic" oder während des Finales "Where Dreams Go To Die". Das hämmernd abgedrehte "The Eighth of the Seven Plagues" tanzt nicht aus der Reihe, sondern bestätigt lediglich, wie mannigfaltig Black Metal bei gleichzeitiger Nibelungentreue zur Szene sein kann. Jetzt ab auf Tournee mit den aktuell ähnlich starken Nachbarn BEHEXEN. Das wär'n Ding …

FAZIT: RAGNAROK stehen momentan am Zenit ihres Schaffens und reichen mit "Psychopathology" ein Album ein, das es mit der gesamten traditionellen Black-Metal-Szene aufnehmen kann. Mit "modernem" Sound klang eine Genre-Band selten so unverfälscht wie diese, die nun endlich höher gehandelt werden sollte, eben verdientermaßen.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2016

Tracklist

  1. Dominance & Submission
  2. I Hate
  3. Psychopathology
  4. My Creator
  5. Infernal Majesty
  6. Heretic
  7. Into the Abyss
  8. The Eighth of the Seven Plagues
  9. Lies
  10. Blood
  11. Where Dreams Come to Die

Besetzung

  • Gesang

    Jontho

  • Gitarre

    Bolverk

  • Schlagzeug

    Malignant

Sonstiges

  • Label

    Agonia / Soulfood

  • Spieldauer

    49:02

  • Erscheinungsdatum

    01.04.2016

© Musikreviews.de