Hat jeder seinen „Faust“ gelesen – und etwa auch ein wenig daraus verstanden? Dann wird ihm wahrscheinlich auch bei „Fünf“ ein Licht inmitten dieser musikalischen Finsternis aufgehen, die REMEMBER TWILIGHT in beinahe teufelbeschwörerischer Art unter ihrer Homepage als Band-Info folgendermaßen formulieren:
„Es gibt kein Jenseits. Remember Twilight wissen es, denn sie waren dort und da war nichts – abgesehen von 72 desorientierten Jungfrauen und einem durchgesessenen Thron, an dem ein Zettel hing: Ich bin dann mal weg. Den Himmel kann man vergessen, seit das Ozonloch wächst. Die Hölle tobt auf Erden, dass dem Teufel bange wird. Willkommen in dieser Zeit.“
Nun denn – wen wundert es da noch, dass die aktuelle EP von REMEMBER TWILIGHT nicht nur nach der Anzahl der Titel „Fünf“ heißt, sondern mitten auf ihrem pechschwarzen Cover auch der Spruch: „Malt die Nachricht an die Häuser: ‚Das Leben wird vergehen‘“, prangt.
Mit solchen Botschaften muss natürlich finster-romantischer Brachial-Rock auf garstige deutsche Texte treffen, deren Botschaft klar ist: Wir steuern dem Untergang entgegen, der Wahnsinn bricht überall aus, weil wir permanent medial verblödet, politisch verdummt sowie belogen und religiös verblendet werden. Und irgendwie ist es fast egal, ob jemand mit einem permanenten Brett vorm Kopf oder einem Sprengstoffgürtel um den Bauch durch die alltägliche Kante einer Gesellschaft flitzt, in der es nur noch um leben und leben lassen geht: „Es gibt kein Leben nach dem Tod!“ („Todestheologie“)
Und bereits der erste Song der EP heißt uns nicht nur <a href="https://www.youtube.com/watch?v=OtcQN95ZaJE" rel="nofollow">„Willkommen“</a>, sondern gibt zugleich unmissverständlich die musikalische und thematische Richtung vor.
Natürlich kommen einem beim Hören von REMEMBER TWILIGHT, die großen Wert darauf legen, dass ihre gothisch rockenden Klänge auch immer mit Geige und Cello angereichert werden, auch LACRIMOSA oder in gewissen Schreigesang- und rrrrooollllenden Grunz-Momenten sowie einigen harten Gitarren-Infernos plus der provokatorischen Texte RAMMSTEIN in den Sinn. Allerdings hätten sie gut und gerne auch etwas mehr darauf achten sollen, dass ihre EP eine bessere Produktion verpasst bekommt, die Instrumente passender aufeinander abgemischt werden und dem größtenteils recht dumpf anmutendem Sound mehr Höhen und Stereo-Erlebnisse verpasst werden.
Dagegen achtet das Stuttgarter Septett aber sehr genau darauf, dass sie nicht in Schubladen geschoben oder mit Namedropping überschüttet werden, indem sie echte Eigenständigkeit bewahren. So ist es ihnen am liebsten, dass sie auch in dieser Beziehung ihre eigene Vorstellung zu ihrer Musik unter ihrer Homepage platzieren: „REMEMBER TWILIGHT sind kein Fake. Mit Geigen, Cello und Rockbesteck grasen sie auf ‚Fünf‘ das gesamte Spektrum von Melancholie bis Metal ab: Fünf Songs, fünf Stimmungsbilder. Fünf Zacken eines Pentagramms, das die Dämonen heraufbeschwört, um sie zu bannen.“
Na, wenn das nichts ist?
Ein FAZIT für dieses tiefschwarze Album allemal!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.10.2016
Jörg
Timo
Juli
Sascha
Anna und Anne (Geigen), Chriz (Cello)
Echozone
18:11
16.09.2016