Frühere Seitenprojekte (BOOTCUT, GUNGFLY) des BEARDFISH Gitarristen Rikard Sjöblom fanden beim Kollegen Koss auf dieser Seite keinen großen Anklang. Doch bei seinem Ausflug 2016 unter eigenem Namen kann man Entwarnung geben: „The Unbendable Sleep“ ist ein gelungenes Album. Zwar lässt sich leicht mutmaßen, es handele sich um eine Art BEARDFISH-Light, was ja nicht die schlechteste Alternative wäre, aber das tiefenentspannte Werk bietet ein wenig mehr und ist vor allem recht eigen.
BEARDFISH-Light deswegen, weil Sjöblom Spaß am Experimentieren mit verschiedenen Musikstilen und Genres hat, sie gegen den Strich bürstet, was die Hauptband mit größerer Ernsthaftigkeit und noch konsequenter betreibt. „Love And War Part One: I Am Who You Are“ zum Start ist ein straighter Midtempo-Rocker, der lediglich durch ein paar verschnörkelte Keyboardfiguren im Hintergrund seine progressive Verbundenheit erahnen lässt. Deutlichere Tony Banks-Anleihen gibt es beim zweiten Stück, während „Rhyme and Reason“ als erster Longtrack von über zehn Minuten eine proggige Achterbahnfahrt von einigem Format ist. Mit viel Power, geschickten Tempowechseln und einer satten Portion Schweineorgel wird GENESIS links überholt. Das folgende „Will We Cry“ ist eine berührende Art-Rock-Ballade, die den Kollegen von GAZPACHO gut zu Gesicht stehen würde, wenn sie mal nicht ganz so traurig wie üblich wären. Die Leichtigkeit, mit der Sjöblom auch komplexere Strukturen ausbreitet und bearbeitet ist per se eine der Stärken von „The Unbendable Sleep“.
Wobei ihm die ersten dreieinhalb Minuten von „Under Northern Skies (Villemo's Song)“ etwas zu sehr ins Seichte entgleiten. Danach wird es spannender mit einer ultrakurzen Schräglage und anschließender, fast floydiger Gitarrenbesinnlichkeit, bevor es zum Ende hin wieder abflacht und wiegendes Tastensurfen angesagt ist. Die instrumentale Miniatur „Building A Tent For Astor” beginnt chansonesque mit nachgemachten Akkordeonklängen und bleibt kurz, knackig, launig. „Anna-Lee” schließlich klingt wie eine Kooperation von Anthony Phillips (songorientiert) und Ray Manzarek (handzahm) und scheut sich nicht vor einem Trip Richtung DIRE STRAITS. Sjöblom traut sich was, ohne je Melodieseligkeit und freundliche Verbundenheit zu verlieren.
Das Ende greift den Anfang wieder auf und infiziert den Gesang von Liebe und Krieg mit – Reggae. Das ist so schlunzig, kackendreist und komisch, dass es den LAID BACK-Bakerman-Sunshine-Reggae-Gedächtnispreis verdient hat. Keine Bange, ein bisschen Rock mit Prog sitzt im weiteren Verlauf des zweiten Elfminüters ebenfalls drin. Ganz zum Schluss bröckelt dann Sjöbloms Stimme. Liebe und Krieg sind halt sehr aufreibend.
FAZIT „The Unbendable Sleep“ ist ein hochunterhaltsames Album geworden. Rikrad Sjöblom jongliert mit Stilen wie mit bunten Luftballons, leicht und behände. Prog, Rock, Pop, Reggae, ein bisschen Zwinkern und Winken hier wie dort, der Bartfisch grüßt und Rikard Sjöblom bringt seine abwechslungsreiche Soloeskapade stilsicher nach Hause. Sicher in diversen Stilen….
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2016
Rasmus Diamant, Robert Hansen, Rikard Sjöblom
Rikard Sjöblom
Rikard Sjöblom
Rikard Sjöblom
Petter Diamant, Rikard Sjöblom
Gungfly Productions/Just For Kicks Music
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05.02.2016