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Reviews

Samavayo: Dakota

Stil: Stoner Rock

Cover: Samavayo: Dakota

Um uns herum wüten heiße Flüchtlings- und Asyl-Diskussionen, dass einem schwindlig wird. Man sucht nach Antworten und hört kaum noch hin, doch jetzt kommt genau zur rechten Zeit ein Album von SAMAVAYO auf den Markt, einer Band, deren iranischer Sänger BEHRANG ALAVI selbst politischer Flüchtling war und das Gefühl erleben musste, Tag für Tag mit Bombenangriffen zu leben, bis ihm die Flucht nach Deutschland glückte.
Das ist zwar schon lange her, aber wenn man bei „Dakota“ genauer hinhört und auf die Texte, die allesamt auch im Booklet des Albums nachzulesen sind, achtet, dann ist es wieder verdammt nahe. Auch der (g)riffige Stoner-Rock mit extremer 70er-Jahre-Schlagseite, treibenden Drums, fetten Bässen, wilden Gitarren, orgelnden Moogs und dynamischen Gesang, zwischen Flüstern und Schreien, trägt einen gehörigen Anteil dazu bei, dass man SAMAVAYO einfach zuhören muss. Und politisch sind sie allemal, auch wenn viele ihrer Texte eher verzweifelt als hoffnungsvoll klingen und den Teufel an die Wand malen, ohne genau zu wissen, wie man diesen wieder austreiben könnte: „Deaf dumb blind / Trapped in the world that lies behind / Your mind overrun by time / You‘re livin‘ a lie“ - diese Botschaft aus „Overrun“, einer düsteren Hardrocknummer voller psychedelischer Elemente und herrlichen Gitarren-Solis, steht fast exemplarisch für das gesamte Album.

Die erste besondere Eigenart von „Dakota“ erwartet den Hörer jedoch bereits mit dem Album-Opener „Arezooye Bahar“, einen anfangs metallisch rockenden Song mit einem überraschend hymnischen Refrain und leichtem orientalischen Einschlag. Passend dazu ist der Gesang nicht wie auf dem Rest des Albums englisch, sondern Persisch. Inhaltlich dreht sich der Song um die Freiheit, welche darin fast appellativ eingefordert wird. Ein wenig kommt einem hier bereits beim Hören UFO in den Sinn. Eine Erfahrung, die man öfters in den gut 45-Album-Minuten machen wird. Genauso wie man sich auch auf jede Menge wilde Fuzz-Gitarren freuen darf.
„Iktsuarpok“ wartet neben besagter Härte mit psychedelischem Gesang und einigen Space-Ausflügen auf, kein Wunder, wenn die erste Text-Zeile: „I can fly away a thousand miles“, lautet.
„Dakota“ macht dann textlich noch einmal klar, dass man den nordamerikanischen Ureinwohnern, den Dakotas, ihr Land genommen hat, ihre Geister aber über uns wachen. Und wer weiß eigentlich heutzutage noch, dass Dakota übersetzt Freund bzw. Verbündeter heißt? Diejenigen jedenfalls, die ihnen ihr Land stahlen und die Dakotas vertrieben oder in Reservate einzwängten, garantiert nicht. Dass „Dakota“ die musikalische Note von BLACK SABBATH in sich trägt, wird so mehr als verständlich.
Auch das fast wütend klingende fünfminütige (auf dem Album einzige) Instrumental „Intergalactic Hunt“ unterstützt diese Stimmung und entfacht den flächendeckenden Brand am Horizont, den man auf dem Cover - aber nur bei ganz genauem Hinschauen - wie der junge Musiker samt Wolf erspähen kann.

Auch wenn die Band auf ihrem aktuellen Album vom Quartett zum Trio schrumpfte, wirkt diese Entwicklung eher positiv auf den Sound, der härter und direkter geworden ist. Die psychedelischen Spielereien wurden etwas zurückgenommen, auch das Melodielastigere des vorherigen Albums ersetzten SAMAVAYO durch mehr Härte, sodass der nunmehr fehlende zweite Gitarrist nicht ins Gewicht fällt. Mit dem analogen Aufnahmeverfahren samt Live-Recording von Schlagzeug, Gitarre und Bass, die gleichzeitig eingespielt und aufgenommen wurden, erreichen SAMAVAYO zugleich das authentische 70er-Jahre-Gefühl, da man in den Siebzigern ein Großteil der Alben genau unter diesen Bedingungen aufnahm.

Wer nun auch noch auf etwas ganz Besonderes hofft, den werden SAMAVAYO wohl mit ihrer Entscheidung beglücken, „Dakota“ nicht nur als CD oder Download anzubieten, sondern auch als streng limitiertes 180-Gramm-Vinyl, welches es als rote Variante 200 mal und als schwarze 300 mal zu erstehen gibt.
Jäger und Sammler, auch wenn sie keine Dakotas sind, sollten sich unbedingt ranhalten!

FAZIT: Es passiert eine ganze Menge in den sieben Songs von „Dakota“, deren Länge zwischen 5 und 8 Minuten variiert. Nie aber verlässt dabei SAMAVAYO den einmal eingeschlagenen Weg der frühen Siebziger. Retro ist eben wieder modern - und genau in dieser Retro-Moderne bewegt sich das Stoner-Trio geschickt im Kreis, aber schlägt dabei zugleich den einen oder anderen Extra-Bogen.

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.05.2016

Tracklist

  1. Arezooye Bahar
  2. Iktsuappok
  3. Dakota
  4. Cross The Line
  5. Intergalactic Hunt
  6. Overrun
  7. Kodokushi

Besetzung

  • Bass

    Andreas Voland

  • Gesang

    Behrang Alavi, Andreas Voland, Stephan Voland

  • Gitarre

    Behrang Alavi

  • Keys

    Andreas Voland

  • Schlagzeug

    Stephan Voland

Sonstiges

  • Label

    Setalight Records / NoisOlution

  • Spieldauer

    45:24

  • Erscheinungsdatum

    06.05.2016

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