SARAH CHAKSAD spielt ein für Frauen noch immer als recht ungewöhnlich angesehenes Instrument, obwohl gerade dieses Blasinstrument durch eine andere Musikerin zur breiten öffentlichen Aufmerksamkeit verhalf: „Lily Was Here“ heißt das Stück, die Musikern CANDY DULFER und dieses Instrument ist das Saxofon!
Auch wenn die Musik des SARAH CHAKSAD ORCHESTRA unter Leitung ihrer begnadeten Saxofonistin, nicht vorrangig nach eingängigen Pop-Melodien sucht – aber trotzdem jede Menge sehr schöner Melodien hervorbringt – so lädt der „Windmond“ zu <a href="https://vimeo.com/184643673" rel="nofollow">traumhaften Big-Band-Epen</a> ein, die einem GLENN MILLER genauso nahe stehen wie einem DUKE ELLINGTON oder BENNY GOODMAN, wozu besonders auch das ausgezeichnete Piano-Spiel von MICHAEL BAUMANN beiträgt, der gleich im Eröffnungstitel „Halo“ ein großartiges Solo beiträgt.
Doch wenden wir uns zuvor noch einmal der jungen S. Chaksad (geboren 1983) zu, die nach Flöten- und Klavierunterricht – eine kleine Multiinstrumentalistin also – mit bereits neun Jahren zum Saxofon wechselt und ihre ganze Liebe dafür entdeckt. Die harten Musik-Männer sollen ja bekanntlich ihre Gitarren mit ins Bett nehmen, in diesem bleibt Sarah durch das Saxofon zumindest etwas mehr Platz zum Schlafen. Aber wie nahe sich S(axofon) & S(arah) stehen, ist auf „Windmond“ unüberhörbar, genauso wenig wie die klassische Ausbildung, die sie ein ganzes Orchester leiten und sehr eingängige, doch zugleich komplexe Kompositionen schreiben und ihren Musikern jede Menge Soli einräumen lässt.
Als Matura-Arbeit schreibt Chaksad Chor-Kompositionen, die mit einem Kanton-Chor aufgeführt werden und die bereits beweisen, dass sie viele Musiker miteinanader vereinen, ihnen die unterschiedlichsten Stimmen zuteilen kann. Dann folgt ein Liederheft mit Kompositionen für Kinder, der eine CD von ihr beigefügt ist und während ihres Master-Studiums in Basel vereint sie bereits 2012 ein 15köpfiges Ensemble um sich, für das sie sämtliche Stücke komponiert und den Musikern Freiräume für eigene Experimente einräumt – <a href="https://vimeo.com/168201255" rel="nofollow">das SARAH CHAKSAD ORCHESTRA ist geboren</a>!
Auf „Windmond“ setzt ihre Big Band alles um, was man an anspruchsvoller Musik in diesem Rahmen zu verwirklichen vermag, die Musik hat viel Soul – im Sinne von Seele, aber auch im musikalischen Sinne –, sie swingt, sie improvisiert – mit ausgezeichneten Soli an Piano, Bass, Gitarre, Schlagzeug, Trompeten, Posaunen, Flügelhörnern, natürlich Saxofonen u.v.m. -, sie bar-jazzt – besonders durch die gelungenen Gesangseinlagen – und sie verbreitet den Soundtrack-Charme einer James-Bond-Musik. Die kompositorische Ideen scheinen regelrecht aus Sarah Chaksad herauszusprudeln und ihr Orchester greift diese dankbar auf und setzt sie perfekt in Szene!
In diesem außergewöhnlichen Musik-Falle passt der Titel des Albums perfekt, wenn man versucht ihn in folgendem Sinne zu deuten: Auf „Windmond“ trifft die Romantik des Mondes aus das Stürmische des Windes und verwirklicht sich musikalisch dabei im SARAH CHAKSAD ORCHESTRA!
Braucht‘s da noch ein FAZIT?
Vielleicht, denn es ist bereits im zweiten Stück hinter einem vokalen und einem Posaunen-Solo versteckt: „Today We Got A New Angel“ - A new Big-Band-Angel … and her name is SARAH CHAKSAD!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.11.2016
Hagen Neye
Juie Fahrer
Valentin Hebel
Michael Baumann
Jan Schwinning, Gregor Hilbe
Saxofone: Sarah Chaksad, Andreas Böhlen, Cédric Gschwind, Fabian Willmann / Posaunen: Lukas Wyss, Lukas Briggen, Lucas Wirz / Trompeten und Flügelhörner: Charley Wagner, Octave Moritz, Jonas Winterhalter
Neuklang/Bauer Studios GmbH/In-akustik
59:11
18.11.2016