Als Spezialist für Gyros-Metal vollführt man angesichts der Rückkehr der griechischen Veteranen SARISSA Freudensprünge, während der nüchterne Fan mit den Achseln zuckt. Geht die Gruppe mancherorts mit "Nemesis" ohne Altherrenbonus ins Rennen, wird sie aufgrund ihrer leicht antiquierten und 2016 arg steifen Art kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Dabei gefällt die Platte mit einigen bemüht originellen Spitzen, seien es orientalische Untertöne (Opener, "ow or Never") oder mit Frontmann George ein Sänger dessen Freude am Zitieren seiner ganz klassischen Helden (Halford, Dirkschneider, Biff Byford in "Fallen" …) so groß zu sein scheint, dass es schon wieder erfrischt. Die teils bewusst naiven Texte ("Into the Night") lassen sich durch ein paar düstere Momente nivellieren, doch in seiner Gesamtheit ist "Nemesis" ein total traditionelles Werk von fast wieder teutonischer Anmutung … womit wir wieder bei ACCEPT wären.
Deren Sprung in die Moderne haben SARISSA nicht geschafft und wollen es vermutlich auch nicht; ihre zahlreichen Riffs aus dem Rock-Standardkatalog - ist nicht einmal negativ gemeint - und beharrliche Eins-zwei-Rhythmik sorgen dafür, dass sich Jungspunde mit Grausen abwenden und Eingesessene mit den Ohren schlackern. Letztendlich bietet dieses Comeback keine überragenden Stücke, aber wer "schon damals dabei gewesen" sein möchte oder wirklich ist, dem gehen die gebotenen Songs gut rein.
FAZIT: Altmodischer Hard Rock bis Classic Metal ohne außerordentliche Pegelsprünge nach oben oder unten. SARISSA zelebrieren sich als Anachronismus und müssen im Guten wie Schlechten akzeptieren, wie ein solcher wahrgenommen zu werden. "Nemesis" ist Nischenstoff für Insider, nicht mehr und nicht weniger.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2016
Jimmy Selalmazidis
George Chatzisimeonidis
Orestis Nalmpantis
Stelios Sioulas
ROAR! /H'Art
37:34
26.02.2016