Da ist er wieder, der junge Hoffnungsträger der niederländischen Artrock-Szene: Sebas Honings zweiter amtlicher Longplayer zeichnet sich durch einen echten Drummer und die den Songs anmerkbare Tatsache aus, dass der junge Mann mittlerweile auch live spielt.
Die neuen Stücke fallen kompakter und aufs Wesentliche fokussiert aus, was nicht bedeutet, dass "The Big Shift" ausschließlich herkömmlichen Mustern folgt. Die beiden "Life"-Teile dienen als treffliches Beispiel für Honings Stil, denn Teil eins ist ein recht konventioneller Rock-Song, der das von seiner Frau gesungene Hauptmotiv etabliert, wohingegen Part zwei mit tief drückenden Gitarren einen Kontrapunkt setzt und trotzdem Zusammenhänge herstellt. Inhaltlich geben bei den Weg für ein auf Innerlichkeit konzentriertes Gesamtwerk vor.
Selbiges verfügt wiederum über eine ätherisch schwebende Komponente, die sich aus Sebas' oft trance-artigem und mal flächigem, mal für quirlige Melodiemotive herhaltenden Einsatz des Keyboards ergeben. Darüber hinaus stehen die Refrains deutlicher als zuvor im Vordergrund, was "The Big Shift sehr eingängig macht, zumal bei Songlängen von im Schnitt vier Minuten.
Zu den "Hits" gehören "Ditching Fear", das "Life" kaum nachsteht, das überraschend harte, schnelle "OMG" mit genauso wie im Speed-Instrumental "Full 180" ganz neuer, weil aggressiver Gestik - die anschließende Ballade "All You Are" passt wie die sprichtwörtliche Faust aufs Auge -, das sonnige Doppel aus "Freedom" und "Hometown" und das melancholische "Falling Down", das sich mit nur drei Minuten Spielzeit als Single anbieten würde.
Die episch getragenen Tracks "Mild Smile", "Homeless" und "Lost" runden "The Big Shift" ab, dessen Titel nicht unbedingt so verstanden werden muss. Persönlich mag sich manches bei Honing verändert haben, doch seine Musik folgt einer logischen Entwicklung. Der Überraschungseffekt des Debüts ist weg, die Fülle an Songs überwältigt zunächst, und insgesamt darf man die Gleichförmigkeit des Komponierten sowohl positiv als auch negativ ansehen. Austauschbar ist kaum etwas, doch zuvor waren die einzelnen Lieder jeweils für sich genommen prägnanter.
FAZIT: Immer noch starkes zweites Album des jungen Solokünstlers Sebas Honing, der sich zusehends mit Bandstrukturen anfreundet, was ihm in Zukunft nur helfen kann, wenn er weiter Impulse zwischen Progressive Rock und schlicht kräftig zupackender Gitarrenmusik inklusive gesanglichem Fokus setzt.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2016
Sebas Honing
Sebas Honing, Petra Honing, Tessa Struijs
Sebas Honing
Sebas Honing
Christiaan Bruin
Freia
61:59
22.01.2016