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Seed From The Geisha: .Nemo

Stil: Alternative-Rock/-Prog

Cover: Seed From The Geisha: .Nemo

SEED FROM THE GEISHA, kurz SFTG, – das nächste große Ding (mal wieder), wie in einer Kritik an anderer Stelle vermutet wird? Mit dem Verweis auf PORCUPINE TREE und PINEAPPLE THIEF, was die Verwendung und Verbindung von eruptivem Indie-Rock (bei SFTG definitiv kein Metal) und progressiven Schnörkeln angeht. Doch wo bei den beiden PTs PINK FLOYD, ein Hauch von JETHRO TULL ums Eck linst (okay, bei Mr. Wilson ohne seine ehemalige(?) Band ist es mittlerweile eine ganze Armada, eingeschworen auf den Hof des Scharlachroten Königs) flirten SFTG lieber mit Grunge und den sanfteren Momenten solcher Bands wie TOOL oder OCEANSIZE. Ohne freilich auf Augenhöhe mit den Genannten zu agieren.

Übel ist die Musik auf „.Nemo“ nicht, mitunter gelingt der französischen Combo das Wechselspiel zwischen derbem Rumbolzen und versunkenem Schwärmen ausgesprochen gut (listen to the Titelsong), doch an anderer Stelle bleibt von den Songs außer ihrer Ruppigkeit und ein bisschen sachterem Plingpling wenig übrig. Das sind Stücke, die hat man zwischen den AFGHAN WHIGS und den bereits erwähnten Verdächtigen in ähnlicher (und oft höherer) Qualität gehört („Ascetic“, „Starving For Help“). Schmerzt nicht, ist irgendwie aber auch egal.

Spieltechnisch und klanglich gibt es nichts zu mäkeln, das ist alles solide, hat genügend Luft zum Atmen und ist nicht auf grelle Effekte hin produziert. Damit das Raue, Schräge nicht komplett Oberhand gewinnt, wurden dem Album zwei Akustikversionen als Bonustracks spendiert (bei einer Spielzeit von insgesamt dreiundvierzig Minuten könnte man das auch Etikettenschwindel nennen), die dem Bartel den Most zwar nicht mit einem Übermaß an Zucker versüßen, aber für einen konzilianten, ruhigen, sprich gemütlichen Ausklang sorgen. Okay, so ganz können SFTG nicht aus ihrer Haut: Der besoffene Liedermacher spielt versöhnliche Balladen mit gebrochenen Fingern. Gefällt wohl (Ist gelogen. Das jallerige „47“ in abgespeckter Version nervt).

FAZIT: Ob SFTG tatsächlich ein helles Licht am Firmament mit satten Verkaufszahlen werden, muss sich noch herausstellen. „Point Nemo“ bietet reichlich Abwechslung, Kernigkeit und Gefühl – nicht immer vorteilhaft präsentiert -, sodass man sich mit Band und Album durchaus einige Zeit beschäftigen kann. Richtig zwingend ist das aber nicht. Ohne Rezension hätte ich das Album zweimal gehört und würde es mit dem Vermerk „ganz okay“ im Regal verstauben lassen.

PEARL JAM, ALICE IN CHAINS und die SPIN DOCTORS sind auch schon wieder ein Vierteljahrhundert alt. Und nicht alle Band-Beteiligten leben noch… Was das mit SFTG zu tun hat? Die Reminiszenzen gegenüber dem durchschnittlichen Retroprog sind um knapp zwanzig Jahre verschoben. Und trotzdem schon verdammt alt.

Punkte: 8/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2016

Tracklist

  1. °52.6'S 123°23.6'W
  2. Ascetic
  3. Cast The Anchor
  4. Point Nemo
  5. 47
  6. Starving For Help
  7. The Road
  8. Cast The Anchor [Acuostic]
  9. 47 [Acuostic]

Besetzung

  • Bass

    Nicolas Rodriguez

  • Gesang

    Inigo Delgado

  • Gitarre

    Rémi Martin, Benoit Rodriguez

  • Schlagzeug

    Guillaume Mauduit

Sonstiges

  • Label

    Eigenproduktion

  • Spieldauer

    43:22

  • Erscheinungsdatum

    28.09.2015

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