Wenn Sylvia Massy (TOOL, SYSTEM OF A DOWN) eine Band im Studio betreut, kann sie so scheiße nicht sein, denn die Frau hat sich bisher nicht dadurch hervorgetan, für Geld alles zu machen. Ihre jüngsten Kunden SEEK IRONY verschränken handelsübliche Rock-Muster mit Rave-Elementen, was man als eine Art von Glam- oder Dance-Industrial betrachten darf.
Die Gruppe stammt aus dem israelischen Tel Aviv und klingt nach ihrem Umzug nach Austin fast so, als sei sie zumindest insofern bei Al Jourgensen in die Lehre gegangen, als das Technoide von MINISTRY ihrem kommerziellen Kalkül nicht in die Quere kam. Die Tastensounds von Mikael Oganes (u.a. Zuarbeiter von KMFDM) stehen im Mittelpunkt der ansonsten relativ herkömmlich anmutenden Musik der Band.
Jawohl, "Tech N' Roll" reißt anders, als es SEEK IRONY selbst behaupten, niemanden vom Hocker, der sich zwischen Electro und harten Gitarren tummelt, aber das macht angesichts des soliden Songwritings nichts, das auf dem Album demonstriert wird. Auch wenn die Formation nicht so wagemutig ist wie seinerzeit (lies: in den "alternativen" 1990ern) FAITH NO MORE - hört mal "Skin 2 Skin" - und deren ganzer Rattenschwanz, lässt sich ein durchaus ähnliches Ethos in der Herangehensweise erkennen.
Wie angeschnitten fokussieren SEEK IRONY mehrheitsfähige Strukturen, was dann zu verhältnismäßigen Single-Anwärtern wie "She" führt und gerade in puncto Refrains überzeugt. Rein von den Arrangements her, die von Massey klanglich trefflich inszeniert und im Lager der Band hörbar detailverliebt angegangen wurden, bleibt die Scheibe weitgehend überschaubar, was gleichwohl nichts Schlechtes bedeuten muss.
Schließlich erwartet hier niemand Prog oder so, und dass SEEK IRONY anders als so häufig bei Bands auf der Linie zwischen erdigem Rock sowie elektronischen Anwandlungen auf ein grelles Image verzichten, macht sie umso sympathischer.
FAZIT: Für Fans von synthetisch angereicherten Fett-Riffs sind SEEK IRONY mit ihrem Einstand vom Start weg eine feste Adresse geworden, denn "Tech N’ Roll" mag keine Revolutionen lostreten, wie es etwa PITCHSHIFTER im begrenzten Rahmen schafften, bleibt aber durchgehend unterhaltsam und sowohl schreiberisch als auch spielerisch ein niveauvolles Album.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 23.07.2016
Adam Donovan
Kfir Gov
Alex Campbell
Rom Gov
UDR
45:33
29.07.2016