Auf seiner Debüt-EP „Dark Ways To The Sun“ bietet das französische Quintett SEVEN EYED CROW nicht mehr und nicht weniger als gut produzierten Alternative Rock mit gelegentlichen Metal-Sprenklern. In den 90ern wäre man wohl als etwas experimentierfreudigerer Vertreter im Fahrwasser der Alphatiere zu kleinen Lorbeeren gekommen, beim heutigen Überangebot an Musik jedweder Couleur geht eine Band wie diese aber auch mal schnell unter.
Denn die ganz überzeugenden Argumente bleiben aus. Auf Anhieb spricht ein sehr knackiger Gitarrensound ganz klar für den 30-Minüter, auch bieten die sechs Stücke (das 30-Sekunden-Hörspiel „The Hunt“ nicht einbezogen) viele unterschiedliche Ansätze. Orientalische Tonleitern werden mal angedeutet, Funk-Exkurse implementiert, TOOL'sche Färbungen spielen dezent ein und der moderne Progressive Metal ist auch nicht ganz ohne Einfluss vorbeigezogen, wie manches verspielte Palm-Mute-Riffing verrät (z.B. „Salt And Lime“ ab 2:30). Wohin die farbenfrohen Ideen aber auch immer führen, Mutlosigkeit offenbart sich zuverlässig immerzu in den Refrains. Diese könnte man melodisch der AUDIOSLAVE-Sammelkiste zuordnen, obwohl Sänger Jay nur selten zur kratzigen Chris-Cornell-Röhre aufschließt (vielleicht an der ein oder anderen Stelle auf „Walk Into The Wild“), sondern sich eher im schizophrenen Mix aus klarer Stimme und Screamos wohl fühlt. Ein besonders schöner Auftritt wird ihm immerhin im langsam warm werdenden „Life On The Other Side“ gewährt.
Mit dem vorhersehbaren Songaufbau verlieren dann auch die ansprechenden Spielereien an Reiz, denn die Refrains sind letztendlich die Herzstücke. ALTER BRIDGE beispielsweise haben eine ähnliche Problematik zeit ihres Daseins über die hohen Gitarrenskills von Mark Tremonti gelöst und die Rezeptur auf „Fortress“ zur Vollendung gebracht, doch auf diesem Niveau agieren die SEVEN EYED CROW-Gitarristen noch nicht. So bleiben die für alternativen Rock so typischen Refrains mehr als nur die bittere Note am Rande, sie bleiben nämlich spielbestimmend.
FAZIT: Solider Kurzspieler aus der alternativen Ecke mit kräftigem Sound und einigen Achtungsmomenten. Für mehr fehlt momentan noch die ganz große Idee in Sachen Leitmelodie, wenn man sich denn schon dafür entschieden hat, jedes Stück auf einen Refrain hinauslaufen zu lassen.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.10.2016
Tom
Jay
Aurélien, Alex
Fred
Lunatik Music
30:44
21.05.2016