Drei Jahre nach „Dead-End Street“ erscheint mit „Better Days“ das fünfte Album der Hamburger Band [SOON] und setzt fast nahtlos an den Vorgänger an. Flirrende Synthies und warme, flächige Keyboardklänge treffen auf trocken bretternde Gitarren, die auch in Abwesenheit eines Basses, neben den vorantreibenden, und bei langsamen Songs zurückhaltenden, Drums für geschliffene Rhythmen sorgen.
Eric ist kein typischer Hard Rock-Shouter, er sorgt, neben den zahlreichen Tastensounds, für einen melancholischen Prog-Rock-Touch, der verhindert, dass die ähnlich aufgebauten Songs in plattem Geknüppel ausarten. Der frühe DEPECHE MODE-Einfluss ist fast völlig aus der Musik verschwunden, mittlerweile würde man eher Bands wie SYLVAN, CRYSTAL PALACE und besonders RPWL zum Vergleich heranziehen – wenn die auf harten, dunkel tönenden Rock spezialisiert wären. Müssen sie aber nicht, dafür habe wir ja [SOON].
Die Texte sind wieder gewohnt zivilisationskritisch, ein Hauptthema ist die Entfremdung des Individuums von seiner Umwelt, seinen nächsten und sich selbst, gerade angesichts von (technologischen) Entwicklungen, die schneller voranschreiten als das Bewusstsein der Menschen, die sie mit Macht betreiben („Blessing In Disguise“).
Wie schon die Werke zuvor, glänzt auch „Better Days“ besonders, wenn das Tempo zurückgenommen wird, und die Musiker in sehnsuchtsvoller Schwermut baden („Against The Grain“, die Pianoballade „Out Of Mind“). Weil diese Songs ein fest gezimmertes Fundament aus kantigen Riffs und einnehmenden Melodien besitzen, besteht keine Gefahr in Larmoyanz oder seifigem Kitsch zu ertrinken. Im Gegenzug besitzen die brachialeren Stücke immer wieder kleine filigrane Einschübe, Streicheleinheiten und hingebungsvolle Soli, die vor allzu großer Gleichförmigkeit bewahren. Dabei besitzen [SOON] einen enorm hohen Wiedererkennungswert.
FAZIT: Mit „Better Days“ setzen [SOON] den eingeschlagenen Weg überzeugend fort. Die Band der Anfangstage ist noch zu erkennen, doch hat sie sich – auch aufgrund der Besetzungswechsel - stetig verändert und weiterentwickelt. Manchmal könnten die Grenzen von Songaufbau und Melodieentwicklung noch weiter gesteckt werden, doch insgesamt lotet das Album den gewählten Spielraum zwischen dunklem, harten Rock und gefühlvollem Musizieren mit leichter Progschlagseite geschickt und packend, mitunter hymnisch, aus Der Klang des Albums ist wieder warm und klar, den finalen Mix besorgte einmal mehr der rührige EROC.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.09.2016
Lenny
Eric
Lenny
Eric
Jakob
Oscillation Music/Al!ve
40:00
23.09.2016