Die oftmals irrtümlich in den Ruhrpott geworfenen "Beer Thrasher" TANKARD sind längst eine Marke für sich selbst und für die Frankfurter Musikszene so prägend geworden wie der Apfelwein für die Bankenmetropole selbst. Als eine der Gruppen, die zu den "Big Teutonic Four" zählt, hat sie sich nie verbogen und allenthalben eine leise Existenzkrise mitgemacht, auch weil sie von außen dazu gedrängt wurde, von wegen Spaßimage und so, sich ernsteren Themen zu widmen. Mittlerweile haben sich Gerre und Co. auf ein auch nach außen hin glaubwürdiges Selbstverständnis eingependelt und tun einen Teufel, sich ihren Spaß etwa durch Karrieregeilheit selbst zu verderben.
So weit reichen die Noise-Jahre aber natürlich nicht, die auf dieser Compilation mit 35 Tracks beleuchtet werden. Auf fünf Songs vom sich überschlagenden 1986er Debüt "Zombie Attack" folgen wiederum so viele vom zweiten Teller "Chemical Invasion" und zusätzlich dessen finales GANG-GREEN-Cover Alkohol. Auch "Try Again" vom Nachfolger "The Morning After" - für viele der Klassiker der Band schlechthin - ist eine Fremdkomposition, nämlich von Deutschlands Hardcore-Ikonen SPERMBIRDS aus Kaiserslautern. Aus ihren Punk-Einflüssen haben TANKARD schließlich nie einen Hehl gemacht, auch wenn selbige auf den nächsten Scheiben zusehends zugunsten von mehr Härte im metallischen Sinn weichen sollten.
"The Meaning Of Live" erschien dann ungeachtet seines Titels 1990 albern wie ehedem mit ebenso vielen Gassenhauern wie sein Vorgänger, die auf dieser Zusammenstellung besonders stark vertreten sind. Die weiterhin in konstanter Besetzung aufspielende Band schickte sich erstmals auf "Stone Cold Sober" zwei Jahre später an, ihr thematisches Konzept (trotz "Freibier" oder des Titelsongs) zaghaft auszuweiten, doch anscheinend verkennen die Macher dieser "Best Of" das Werk, weil sie nur zwei Songs herausgepickt haben. Das abschließende Instrumental "Of Strange People Under Arabian Skies" wäre ein Farbtupfer gewesen, welcher der immer unterschätzten Musikalität der Jungs Genüge getan hätte.
Die drei gewählten Songs vom seinerzeit umstrittenen "Two-Faced", womit sich TANKARD verstärkt gesellschaftskritisch zeigten, spiegeln den Beginn der Mini-Sinnkrise der Gruppe wider, die daraufhin mit "The Tankard" ihren Höhepunkt fand. Vier Stücke des melodischsten Albums der Band, das man unbedingt (wieder-)entdecken sollte, schließen "Oldies & Goldies" ab.
FAZIT: Eine umfassende Werkschau (35 Stücke, Hut ab) von TANKARD gab es eigentlich noch nicht, doch zumindest die frühen Jahre betreffend nimmt "Oldies & Goldies" diese Rolle nun ein. Nach ihrer Zeit mit Noise haben die Frankfurter wohlgemerkt auch eine Menge gutes akustisches Bier ge- und verzapft.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.05.2016
BMG / Noise / Rough Trade
152:39
13.05.2016