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The 2930s: Tell Me I’m Crazy

Stil: Rockabilly +

Cover: The 2930s: Tell Me I’m Crazy

Das zweite Album der 2930s erscheint bei Internashville, dem Label von THE BOSSHOSS. Aus gutem Grund, ist Bandgründer Guss Brooks (neben Sänger The Josh) doch ebenfalls Teil von BOSSHOSS. Außer, dass die Musik von THE 2930s ebenfalls retro-orientiert ist, gibt es allerdings nur wenige Ähnlichkeiten zwischen beiden Bands.

So fehlt der Country-Einfluss fast komplett, stattdessen orientieren sich THE 2930s am Surf-Punk, frühen Garagen-Rock, psychedelischen Pop, und Rock’n’Roll. Manchmal wird ganz dezent Richtung New Wave der 80er geschielt, aber meist fühlt man sich ein bis zwei Dekaden zuvor wohler.

Das Programm wird ansprechend präsentiert, hat ein paar kleine Extra-Hinhörer, insbesondere im Bassbereich, zu bieten, das Songmaterial bleibt insgesamt aber zu blass und gleichförmig. So rauschen Song zwei bis vier schmerzfrei, doch nahezu unbemerkt vorbei, ehe bei „Don’t Fall“ dankenswerterweise eine Tempoveränderung stattfindet. Das, mitsamt der eingebauten BEATLES-Verweise, macht den Song zu einem frühen Highlight. Obwohl man von einem „kenn ich, weiß ich, war ich schon“-Stimmchen gestört wird, das sich ziemlich oft meldet.

Irgendwie ist es wie mit dem Sänger: Der ist nicht übel, nervt selten, ist etwas schwach auf der Brust, weshalb seine Stimme gelegentlich durch den Verzerrer gejagt wird. Nimmt man als Veränderung wahr, aber weder als Verbesserung noch Wendung zum Schlechteren. Passiert einfach, wie so vieles auf dem Album passiert, was einem in seiner leicht drögen und handgebremsten Art oft herzlich egal ist.

Zwischendurch sind prägnantere Songs dabei, solche, die tatsächlich aus dem steten Fluss ragen (der Opener „Do You Believe in Love“, „Curious Hillbilly“), ohne je zu explodieren. Man hat bei THE 2930s oft das Gefühl, das mehr drin säße. Die Grundlagen stimmen, das Potenzial scheint vorhanden, doch letztlich hängt man in einer gleichförmig rotierenden Endlosschleife fest, in der sich gefällige Zitate finden, ein bisschen Enthusiasmus und ein paar instrumentale Schmankerl, mehr aber nicht. Vor allem die halbgaren und seltsam unbeteiligten Refrains bremsen „Tell Me I’m Crazy” unnötig aus. Und auf die öde Akustikschnurre zum Schluss hätte, samt Hidden Track, wunderbar verzichtet werden können.

FAZIT: „Tell Me I’m Crazy” ist kein schlechtes Werk, die Zutaten gefallen, die handwerklichen Fertigkeiten sind in Ordnung, der Klang stimmt, der Funke will aber nicht recht überspringen. Ein ordentliches Album, mit einer Laufzeit von sechzig Minuten zu lang geraten, etwas hüftsteif und voller mediokrer Refrains. Amtliche Betriebsfestmusik. Ich geh‘ jetzt die RAMONES hören oder was anderes. Es gibt verdammt viele hörenswerte Alternativen zwischen 1 und 2930.

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.02.2016

Tracklist

  1. Do You Believe in Love
  2. Rosalie
  3. Burn
  4. Three Little Words
  5. Don´t Fall
  6. The Distraction
  7. Easier
  8. It Doesn`t Matter
  9. Making Wrong so Right
  10. Begging for More
  11. Little Man Inside
  12. Temptation Dancers
  13. Change Your Life
  14. Curious Hillbilly
  15. Right Next to Me

Besetzung

  • Bass

    Guss Brooks

  • Gesang

    The Josh

  • Gitarre

    The Josh

  • Schlagzeug

    Nico "The Lips"

  • Sonstiges

    Ian Tompkins

Sonstiges

  • Label

    Internashville/Universal

  • Spieldauer

    60:09

  • Erscheinungsdatum

    05.02.2016

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