Überraschenderweise haben THE AURORA PROJECT mit ihrem neuen Album etwas an Härte eingebüßt … aber nicht an Qualität, im Gegenteil. 2016 mag die Band nicht mehr ganz so originell klingen wie mit ihrem bisherigen Material, das den Spagat zwischen Hart und Zart gekonnt verdeutlichte, denn sie sich bis dahin auf die Fahnen geschrieben hatte, aber der neue Stoff weist die Niederländer als bessere Songwriter denn je aus.
Folglich sind 'Stone Eagle' und 'Circles in the Water' die einzigen Longtracks und überschreiten dabei nicht einmal die Marke von zehn Minuten. Die Combo hat spürbar mit kurzem Atem komponiert, aber in keiner Weise geschludert, wie ihre fein herausgearbeiteten Refrains auch heute noch verdeutlichen - ein Trademark der Mitglieder um Charme-Stimme Dennis Binnekade seit je.
Im Übrigen bedeutet Härteeinbuße nicht gleich Seichtheit, was man bereits beim zackigen 'Warmongers' festellen darf. Hier tut sich der Frontmann auch wieder durch sein engagiertes Textgut hervor, das den vordergründigen Eindruck von Progressive Rock insbesondere der melodischen Art konterkariert … Stichwort Weltfremde und so weiter. THE AURORA PROJECT sind durch und durch geerdete Musiker, die nicht nur mit dem Signature-Track 'Media Puppets' verbale Schläge austeilen.
Das offensichtlich vom Streifen "Matrix" beeinflusste 'Expect Us' - dramatisch wie elegant - ist PINK FLOYD nicht so nah wie später 'Stone Eagle', ein sachtes Highlight auf "World Of Grey", ein kritisches Album im Sinne aktueller Lyrikarbeiten von Steve Hogarth und Co., womit gleich zwei der Haupteinflüsse von THE AURORA PROJECT in einem Satz genannt seien. Britischer Prog spielt eine wichtigere Rolle als amerikanischer Prog Metal Marke DREAM THEATER in ihrer Frühphase, wie es bisher (zumindest so empfunden) der Fall war.
Während das Titelstück dem neueren Artrock (Namen ersparen wir uns) stimmungsmäßig Rechnung trägt, endet 'Dronewars' die neue Platte der Band musikalisch finster (mit orchestralem Zierrat) und textlich sehr unversöhnlich. Kein schöner Land - hoffen wir, das 2017 besser wird als dieses Jahr.
FAZIT: THE AURORA PROJECT sind weiterhin eine der ersten Prog-Adressen in Europa. "World Of Grey" ist ein subtil brodelndes Werk, dessen einschmeichelnder Schein im besten Sinne trügt. Jetzt entdecken, falls noch nicht geschehen. Freia sollten alles tun, um diese eindrucksvolle Band weiter zu Puschen - auch über die Szene-Grenzen hinaus.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.12.2016
Rob Krijgsman
Dennis Binnekade
Remco Van Den Berg, Marc Vooys
Marcel Guyt
Joris Bol
Freia
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12.12.2016