Nach einer Demo 2013 und zwei Splits schicken UNRU aus Bielefeld mit "Als Tier ist der Mensch nichts" ein Debüt ins Rennen, das man erst mal verdauen muss. So hässlich das zugehörige Artwork auch sein mag, so spiegelt es doch perfekt den klanglichen Charakter wider, der über die Spielzeit von 36 Minuten weit prägender ist als die vier Kompositionen selbst.
"Als Tier ist der Mensch nichts" ist mehr als nur der extreme Gegenentwurf zu modernen Plastik-Produktionen, Ausdifferenzierung bis ins letzte Detail und exzessiv-minutiösem Sounddesign. Hier herrscht rohe Urgewalt, ohne Kompromisse und fernab jedweder Schönfärberei, die selbst so manchem Black-Metal-Puristen zu viel des "Schlechten" sein dürfte. Das mag im ersten Moment abstoßend klingen, erweist sich jedoch rückblickend immer mehr als absolut schlüssiges, wenngleich nicht auf Dauer befriedigendes Gesamtkonzept.
Stilistisch irgendwo zwischen Black Metal, Noise und Crust empfängt "Zerfall und Manifest" den Hörer mit eine Kulisse aus Feedback und metallischem Scheppern, leitet über in das von Blast Beats geprägte Ungetüm "Das Anna-Karenina-Prinzip", entschleunigt mit dem fast schon doomigen "Hedonee", um letztlich in Form des chaotischen "Totemiker" in indifferentem Geräuschnebel zu verblassen.
Die einzelnen Stücke weiter zu sezieren stellt selbst hartgesottene Hörer vor eine echte Herausforderung. Nicht unlösbar, aber auch gar nicht notwendig bzw. erstrebenswert. Zwar kristallisieren sich von Mal zu Mal mehr Feinheiten aus dem dumpf brodelnden Urschleim heraus, doch die Wirkung reicht nie wieder an den ersten Durchlauf heran. Ob man in diesem Fall tatsächlich davon sprechen kann, sich das Album "schön zu hören", ist sicher fraglich, doch mit jeder zusätzlich freigelegten Melodie, jedem Gestalt annehmenden Riff und sich preisgebender Struktur geht auch ein Stück Faszination verloren. Dafür mangelt es den Kompositionen im Kern dann doch etwas an Substanz.
FAZIT: "Als Tier ist der Mensch nichts" ist sperrig, fordernd und verweigert am Ende die ersehnte Entlohnung.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2016
Supreme Chaos Records
36:14
25.03.2016