Über Etiketten muss man sich bei VAMPYROMORPHA hinwegsetzen. Für den selbst benannten „Horror Doom Metal“ ist die Ausrichtung auf „Fiendish Tales Of Doom“ nicht sinister genug. Im Gegenteil: Wenn Michael "Jimmy" Imhof sein “Häxanhammer” mit Inbrunst ins Mikrophon schmettert, wird es höchst vergnüglich. Spätestens hier wird, nach dem beherzt krachenden, sarkastischen Einstieg „Deliver Us from the Good“, klar: Wir befinden uns auf einer wilden Geisterbahnfahrt. Und die macht einen Höllenspaß. Mehr Tobe Hoopers „Kabinett des Schreckens“ als H. P. Lovecrafts kosmisches Grauen.
Ursprünglich erschien das Debüt des dynamischen deutschen Duos im Oktober letzten Jahres unter dem Titel „Six Fiendish Tales Of Doom“ in Eigenregie. Dann nahm sich Trollzorn des Albums an, und ließ es ein gutes halbes Jahr später, ergänzt um das FLEETWOOD MAC(!)-Cover „Iam So Afraid“, wiederveröffentlichen, wobei logischerweise die „Six“ unter den Tisch fiel.
Gute Entscheidung, hob man damit doch die Spielzeit auf knapp vierzig Minuten an und verpasste dem Album einen eigenwilligen und doch passenden Abschluss. Mehr atmosphärischer Hard Rock als tiefgestimmter Düstermetal, gesellt sich zur knackigen Gitarrenarbeit eine feiste Schweine-, äh, Hammondorgel, die den Sound von VAMPYROMORPHA nachhaltig prägt. Das klingt ein bisschen so, als würden frühe DEEP PURPLE BLACK SABBATH nachspielen oder wie ATOMIC ROOSTER im Turbomodus. Neumodischer Kram wird eh überbewertet.
Filigran geht anders, feingedrechselte Preziosen sucht im gewählten Kontext aber auch niemand. „Häxanhammar“ ist weniger ein grimmiger Kommentar zur Hexenverbrennung als eine polternde Walpurgisnachts-Partyhymne, launig und tanzbar. Das derbe „Metuschalech Life Cycle“ kann nicht ganz mit dem Hexenhammer mithalten, besitzt aber einen coolen Titel und bietet soliden Mitgeh-Rock, „Satan’s Palace“ ist eine relativ sperrige Angelegenheit, das finsterste Stück des Albums. „Bacchus“ verschleppt das Tempo am deutlichsten Richtung BLACK SABBATH, definitiv kein Weinfest, der Rebensaft ist vergiftet. Nach dem durchschnittlichen „Peine Forte Et Dure“ endet das Album mit der brachialen Interpretation von FLEETWOOD Macs „Iam So Afraid“. Zwar nicht der größte Hit des Erfolgsalbums „Rumours“ aber zweckdienlich für die harte Tour de Doom.
FAZIT: „Fiendish Tales Of Doom“ ist ein Zelebrieren der grobmotorischen Facetten des Rock’n’Roll. Versunken in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts, unbeschadet aufgetaucht im zweiten Jahrzehnt des neuen Millenniums verbindet das VAMPYROMORPHA-Debüt ein Portiönchen Gewalt mit viel guter Laune. Ein bisschen sexy ist es auch, so hintenrum. Eher schmutzig als nachtschwarz. Also die Musik. Nicht der Sex. Obwohl…
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.07.2016
Fabian "Nemes Black" Schwarz
Michael "Jim Grant" Imhof
Fabian "Nemes Black" Schwarz
Michael "Jim Grant" Imhof
Fabian "Nemes Black" Schwarz
Trollzorn Records/Soulfood
39:39
27.05.2016