Der deutsche Gitarren-Einzelkämpfer Marc Vanderberg (jeder liest hier zuerst Vandenberg, wetten?) hat jüngst eine Visitenkarte in Form der EP “The Four Elements” abgegeben, die stilistisch auf dieses erste Album vorbeitete. "Devil May Care" erweist sich von vorn (Artwork) bis hinten (die Musik an sich) als typisches Sechssaiter-Werk, wie sie noch vor knapp 20 Jahren inflationär regelmäßig erschienen und nur dann nicht vergessen wurden, wenn sich diverse Sternchen daran beteiligten.
Was Wunder also, dass Marc ein paar halbwegs dicke Fische zur Umsetzung heranziehen konnte? Allen voran steht da Göran Edman (ehemals Yngwie Malmsteen, John Norum, etc.), der insbesondere die authentische Eighties-Ballade 'Infinite Love' zu einem Glanzstück der Platte macht. Hierin verdeutlicht sich andererseits, dass textlich allenthalben Allgemeinplätze bedient werden, aber Schwamm drüber. Handwerklich und kompositorisch legte sich Vanderberg so gut ins Zeug, dass sich die Lieder allein dadurch tragen.
Die Gitarristen Oliver Dereker und Dustin Tomsen spielen Gastsolos in je einem Track. Zudem stockte der Protagonist dringend notwendigerweise produktionstechnisch auf, denn "Devil May Care" kann sich hören lassen, auch wenn das Schlagzeug arg künstlich klingt; es handelt sich gewiss um einen Drumcomputer. Das stört andererseits nur in den forschen Parts (gleich das Intro 'Godfather' ist eigentlich am schlimmsten, später auch noch beim Neoklassik-Gewichse 'Spirit of the Dragon').
Waschechte Arena-Rocker gibt es in Gestalt von 'Key to Your Heart' sowie 'Storm, Thunder and Lightning' zu vernehmen, gesungen wie 'Corrosion of Society' von Paulo Cuevas (von u.a. SIGMA), der sich als heimlicher Star der Scheibe erweist. Im mit ein paar wavigen Untertöne ergänzten 'Pray' hingegen zitiert Vanderberg kurz trickreich die US-Nationalhymne und bemüht seine eigene Stimme, sollte dies aber vielleicht generell unterlassen, weil sie ganz einfach keine berauschende ist.
Das symphonische 'Smoking Kills' am Ende mit Tave Wanning (ADRENALINE RUSH) und Chris Divine (LUNA RISE) stellt am Ende eine poppige wie erfrischende Ausnahmeerscheinung dar. Alles in allem wird er seinen Ambitionen jedoch gerecht und liefert ein Album ab, das Heldenverehrung der gehobenen Form darstellt, auch wenn es der traditionellen Melodic-Metal-Schiene kleine Weiche in artfremde Gefilde verstellt.
FAZIT: Hessen-typisch markiert Marc Vanderberg den emsigen Arbeiter und offeriert mit seinem Debüt solide Handarbeit nach gängigen Schemata. Fans der Kataloge von Frontiers oder AOR/Metal Heaven dürften mit "Devil May Care" bestens bedient sein.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.12.2016
Marc Vanderberg
Marc Vanderberg, Göran Edman, Paulo Cuevas, Boban Vasileski, Chris Divine, Tave Wanning
Marc Vanderberg
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54:22
18.11.2016