Die Avantgarde-Keule wird mittlerweile längst vor allem dann geschwungen, wenn Chronisten eine Steigerung des Progressiven ausdrücken möchten, weil diese Bezeichnung für Musik oft nicht (mehr) hält, was man mit ihr verspricht. In dieser Hinsicht darf man VIRUS auch mit ihrem neuen Album fürwahr avantgardistisch nennen, auch wenn sie ihren Stil längst gefunden haben:
Czrals Sprechgesang, ungelenke Basslinien und subtil dissonante, offene Akkorde (meistens ohne Verzerrung) machen den je nach Ansicht hypnotischen oder abstoßenden Sound der Norweger aus, die wieder keinen leichten Weg gewählt haben, um sich in die Herzen potenzieller Hörer zu spielen. Die zwölf Minuten ‘Afield’ gehören zum schwersten Sperrgut, das sie je zusammengezimmert haben, einem übrigens passenden Verb in diesem Zusammenhang: “Memento Collider” wirkt bei aller Komplexität entschlackt und enthält scheinbar nichts, was keiner längeren Überlegung beim Songwriting folgte. Kompakte Song-Platten sehen anders aus, aber hier wurde offensichtlich das Beste aus improvisatorischen Schaffensprozessen gesichtet und verdichtet
FAZIT: Einfacher wird die Musik dadurch nicht, doch andererseits hatten VIRUS vielleicht noch nie einen potenziellen “Hit” wie mit ‘Rogue Fossil’. Wenn man sich immer noch nicht an CODEs “mut” abgearbeitet hat, bekommt man hiermit gleich mehr zu tun.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.06.2016
Plenum
Czral
Czral
Einar Sjursø
Karisma / Soulfood
45:56
03.06.2016