Nur wenige Wochen nach Steffen Webers „Sideline“ erscheint ein weiteres Jazz-Album in Quintett-Besetzung. Bandleder ist diesmal der jüngst mit dem Jazz-Preis des Landes Baden Württemberg ausgezeichnete Pianist Volker Engelberth. Mit Arne Huber am Bass ist ein guter Bekannter dabei, der ebenfalls Steffen Weber begleitete.
Im Unterschied zu Webers Quintett ist das zweite Blasinstrument neben dem Saxophon entweder ein Flügelhorn oder eine Trompete. Das sorgt während der balladeskeren Stücke für einen melancholischen, nachtschwärmerischen Unterton, während bei erhöhtem Tempo ein Hauch Chuck Mangione-in-Feier-Laune mitschwingt. Stellenweise klingt das Quintett dann sogar nach größerer Besetzung.
Volker Engelberth ist ein quirliger Pianist, ohne die Allüren unbedingt Geschwindigkeitsrekorde brechen zu wollen, er legt vor, begleitet aber auch teamdienlich im Hintergrund, besonders im Zusammenspiel mit Saxophonist Alexander 'Sandi' Kuhn liefert sich Engelberth spannende Frage- und Antwortspiele.
Das Album würde sich als Soundtrack zu unterschiedlichen Filmen sehr gut machen; bereits zu Beginn gibt es einen spannenden Einstieg in ein Midnight-Murder-Mystery, eine Hatz durch den nächtlichen Großstadtdschungel, im Verbund aber auch solistisch. Dabei verirren sich die Musiker nicht in Hektik, schalten zwischendurch herunter, um anschließend wieder Fahrt aufzunehmen.
In „Hovering Flight“ legt Engelberth einen repetitiven Klavierteppich aus, der vom Saxophon verstärkt wird, während die Trompete darüber traumverloren improvisiert. Später spielt der Pianist gelöst auf, das gestreichelte Schlagzeug und Arne Huber am Bass zelebrieren geradezu filigranes Understatement. Ein Song für mitternachtsblaue Stunden, was ebenso für die noch weiter in Tempo und Stimmung heruntergebrochene Ballade „Organic Detour“ gilt, die sachte mit verträumtem Blues flirtet sowie die flirrenden „Crystal Moonbeams“ und das – der Name verrät es – versonnene „Nocturne“, einer jener Schleicher, die man liebend gerne am Ende einer langen Nacht in der Bar seines Vertrauens hören würde.
Volker Engelberth und seine Begleiter spielen zwar geschmeidig, doch nie zu glatt, besonders in den verbliebenen schnelleren Tracks wird es rhythmisch vertrackt, allerdings ohne sich im Ungefähren aufzulösen. Das besitzt Zug und Stringenz bis zum ruppig tänzelnden „Fairground Of The Gnomes“.
FAZIT: Volker Engelberths „Jigsaw Puzzles“ besitzen bereits als Einzelteile künstlerische Ausdruckskraft und ergeben zusammengesetzt ein schillerndes, stimmungsvolles Gesamtbild, mit betörender und beschwörender Atmosphäre, voller Spiegel- und Brechungen. Ob temporeich oder verhalten, das Album überzeugt über seine gesamte Lauflänge und setzt bei jedem Hördurchgang weitere Finessen frei. Der Umstieg vom Trio zur größeren, vollmundigeren Besetzung ist Engelberth durchweg gelungen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.06.2016
Arne Huber
Volker Engelberth
Silvio Morger
Bastian Stein (trumpet, flugelhorn), Alexander 'Sandi' Kuhn (tenor saxophon)
Unit Records
54:01
17.06.2016