New-School-Hardcore mit sattem Post-Post-Horn und Metal-Schlag ins Gesicht: Ursprünglich 2015 über Fearless Records veröffentlicht, erscheint "Blueprints" jetzt auf weltweite Ebene mit Major-Zuschuss, denn anscheinend hat irgendein Schipsträger das Potenzial der Band für eine kommerzielle Ausschlachtung erkannt.
Damit kommt er/die Combo aber relativ spät, denn der Hart-Zart-Metalcore auf "Blueprints" mag auf dieses Genre bezogen zwar "zeitlos" in dem Sinn klingen, dass er schon vor fünf bis zehn Jahren hätte veröffentlicht worden sein können, aber genau das ist eben auch der Knackpunkt. Diese Anhäufigung aus inflationär oft aufeinanderfolgenden Breakdowns und süßlichen Hooks andererseits mit einem männlichem "Schöne und das Biest im selben Körper" als Sänger klingt nicht erst seit 2016 abgedroschen.
Der Kaugummi schmeckt nicht mehr. Die Musiker aus Florida warten mit einer fetten Produktion auf, verbreiten schreiberisch aber nicht viel mehr als heiße Luft. Live zünden ein paar dieser mit im Schnitt vier Minuten immer noch kläglich langen Nummern sicherlich, aber dafür (ein Konzert) Geld auszugeben ist genauso müßig wie eine Investition in den Tonträger. Gewinnt eine solche Kapelle eigentlich noch neue Fans? Und was sagt sie gern aus mit ihren Reißbrett-Songs, wenn es nicht das Gleiche ist, was die weitergezogenen Originale aufrichtig gemeint haben?
FAZIT: Starker Sound, starkes Spiel, irrelevantes Songmaterial und unglaubwürdige Gesten. Ach ja, der Stil ist Metalcore nach neuer Zeitrechnung. Ich geh jetzt Gary Meskills 90er-Version davon hören …
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.11.2016
Chris Gaylord
Briton Bond
Seth Blake, Cody Quistad
Stephen Kluesener
Spinefarm / Universal
38:58
04.11.2016